Vermischtes

Pedelecfahren fordert Muskeln und Herz fast ebenso wie herkömmliches Radeln

  • Donnerstag, 13. April 2023
/Andrey Popov, stock.adobe.com
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Hannover – Beim Pedelecfahren werden Muskeln und das Herzkreislaufsystem fast ebenso gefordert wie beim herkömmlichen Radfahren. Das zeigt eine heute von der Medizinischen Hochschule Hannover (MHH) veröffentlichten Studie (BMJ Open Sport & Exercise Medicine, 2023; DOI: 10.1136/bmjsem-2021-001275).

Demnach lag die Herzfrequenz der E-Biker während des Radelns nur fünf Schläge pro Minute unter jener der Fahrradfahrer, wobei Therapien mit Betablockern gegen Bluthochdruck und bei Herzkrankheiten berücksich­tigt wurden. Die Arzneimittel senken die Schlagfolge des Herzens.

Mit 35 Prozent hat demnach mehr als ein Drittel der an der Studie beteiligten E-Biker Vorerkrankungen wie zum Beispiel einen Herzinfarkt, Bluthochdruck oder Gelenkverschleiß. Hier hilft das E-Bike, überhaupt wieder draußen in Bewegung zu kommen.

Pedelecfahrer waren im Schnitt 135 Minuten pro Woche unterwegs, davon ein Großteil mit einer gesundheit­lichen effektiven Belastung. Allein dadurch erreichten sie zwei Drittel des Bewegungsziels der Weltgesund­heitsorganisation von 150 Minuten moderater Aktivität pro Woche.

Pedelecfahrer lassen zudem öfter zugunsten des Radelns das Auto stehen als herkömmliche Radfahrer. Viele Pedelecnutzer waren den Forschern zufolge vorher nicht unbedingt Radler. Die Hemmschwelle sei aber deut­lich niedriger, wenn etwa in hügeligem Gelände oder bei starkem Gegenwind auf die Motorunterstützung zurückgegriffen werden könne.

Die Wissenschaftler werteten für die Studie zwischen 2017 und 2020 bundesweit die Daten von 1.250 Pede­lecfahrern und 629 herkömmlichen Radfahrern aus. Neben Befragungen wurden mehr als 58.800 Fahrten analysiert sowie Herzfrequenzen und Geschwindigkeiten gemessen.

„Im Gegensatz zu anderen großen E-Bike Studien haben wir zum ersten Mal auch tatsächliche Messdaten prospektiv erhoben, nicht nur Fahrer befragt“, sagte Uwe Tegtbur, Direktor der Klinik für Rehabilitations- und Sportmedizin.

„Entgegen vieler Vorurteile zeigen die Zahlen, dass Muskeln und das Herz-Kreislaufsystem beim Pedelec­fah­ren nahezu so gefordert werden wie beim herkömmlichen Radfahren“, erklärte Hedwig Theda Boeck, wissen­schaftliche Mitarbeiterin der Klinik und einer der Erstautorinnen. „Wir haben zudem herausgefun­den, dass die Pedelecfahrer öfter das Auto durch ihr Pedelec ersetzen als es die anderen Radfahrer tun – ein klarer Mehr­wert für ihre Gesundheit.“

Das Projekt wurde vom Bundesministerium für Digitales und Verkehr (BMDV) aus Mitteln zur Umsetzung des Nationalen Radverkehrsplans (NRVP) 2020 gefördert. Kooperationspartner sind außerdem die MHH-Institute für Biometrie und Verkehrsunfallforschung sowie die Institute für Versicherungsbetriebslehre und das Center for Health Economics Research (CHERH) der Leibniz Universität Hannover.

afp/EB

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