Pedelecfahren fordert Muskeln und Herz fast ebenso wie herkömmliches Radeln

Hannover – Beim Pedelecfahren werden Muskeln und das Herzkreislaufsystem fast ebenso gefordert wie beim herkömmlichen Radfahren. Das zeigt eine heute von der Medizinischen Hochschule Hannover (MHH) veröffentlichten Studie (BMJ Open Sport & Exercise Medicine, 2023; DOI: 10.1136/bmjsem-2021-001275).
Demnach lag die Herzfrequenz der E-Biker während des Radelns nur fünf Schläge pro Minute unter jener der Fahrradfahrer, wobei Therapien mit Betablockern gegen Bluthochdruck und bei Herzkrankheiten berücksichtigt wurden. Die Arzneimittel senken die Schlagfolge des Herzens.
Mit 35 Prozent hat demnach mehr als ein Drittel der an der Studie beteiligten E-Biker Vorerkrankungen wie zum Beispiel einen Herzinfarkt, Bluthochdruck oder Gelenkverschleiß. Hier hilft das E-Bike, überhaupt wieder draußen in Bewegung zu kommen.
Pedelecfahrer waren im Schnitt 135 Minuten pro Woche unterwegs, davon ein Großteil mit einer gesundheitlichen effektiven Belastung. Allein dadurch erreichten sie zwei Drittel des Bewegungsziels der Weltgesundheitsorganisation von 150 Minuten moderater Aktivität pro Woche.
Pedelecfahrer lassen zudem öfter zugunsten des Radelns das Auto stehen als herkömmliche Radfahrer. Viele Pedelecnutzer waren den Forschern zufolge vorher nicht unbedingt Radler. Die Hemmschwelle sei aber deutlich niedriger, wenn etwa in hügeligem Gelände oder bei starkem Gegenwind auf die Motorunterstützung zurückgegriffen werden könne.
Die Wissenschaftler werteten für die Studie zwischen 2017 und 2020 bundesweit die Daten von 1.250 Pedelecfahrern und 629 herkömmlichen Radfahrern aus. Neben Befragungen wurden mehr als 58.800 Fahrten analysiert sowie Herzfrequenzen und Geschwindigkeiten gemessen.
„Im Gegensatz zu anderen großen E-Bike Studien haben wir zum ersten Mal auch tatsächliche Messdaten prospektiv erhoben, nicht nur Fahrer befragt“, sagte Uwe Tegtbur, Direktor der Klinik für Rehabilitations- und Sportmedizin.
„Entgegen vieler Vorurteile zeigen die Zahlen, dass Muskeln und das Herz-Kreislaufsystem beim Pedelecfahren nahezu so gefordert werden wie beim herkömmlichen Radfahren“, erklärte Hedwig Theda Boeck, wissenschaftliche Mitarbeiterin der Klinik und einer der Erstautorinnen. „Wir haben zudem herausgefunden, dass die Pedelecfahrer öfter das Auto durch ihr Pedelec ersetzen als es die anderen Radfahrer tun – ein klarer Mehrwert für ihre Gesundheit.“
Das Projekt wurde vom Bundesministerium für Digitales und Verkehr (BMDV) aus Mitteln zur Umsetzung des Nationalen Radverkehrsplans (NRVP) 2020 gefördert. Kooperationspartner sind außerdem die MHH-Institute für Biometrie und Verkehrsunfallforschung sowie die Institute für Versicherungsbetriebslehre und das Center for Health Economics Research (CHERH) der Leibniz Universität Hannover.
Diskutieren Sie mit
Werden Sie Teil der Community des Deutschen Ärzteblattes und tauschen Sie sich mit unseren Autoren und anderen Lesern aus. Unser Kommentarbereich ist ausschließlich Ärztinnen und Ärzten vorbehalten.
Anmelden und Kommentar schreiben
Bitte beachten Sie unsere Richtlinien. Der Kommentarbereich wird von uns moderiert.
Diskutieren Sie mit: