Ärzteschaft

Personalkosten in Arztpraxen deutlich gestiegen

  • Mittwoch, 10. November 2021
/ipopba, stock.adobe.com
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Berlin – Die Personalausgaben sind für Arztpraxen der größte Kostenfaktor. Das zeigt die Vorabinforma­tion des Zi-Praxis-Panels (ZiPP), mit dem das Zentralinstitut für die kassenärztliche Versorgung (Zi) die wirt­schaftliche Lage der Arztpraxen zwischen 2016 und 2019 analysiert hat.

Demnach machen die Personalkosten 55 Prozent der Gesamt­aufwendungen aus. 2019 sind sie um 6,7 Prozent gestiegen, von 2016 bis 2019 sogar um 21,9 Prozent. Die größten Kostensprünge gab es bei Auf­wendungen für Material und Labor (+ 12,2 Prozent) sowie bei der Miete für Praxisräume (+ 5 Prozent).

Unter Berücksichtigung der Verbraucherpreise sind die Jahresüberschüsse der Praxen in den Jahren 2016 bis 2019 demnach inflationsbereinigt um durchschnittlich 1,3 Prozent pro Jahr angewachsen. Im glei­chen Zeit­raum stiegen die Betriebskosten um 14 Prozent.

Die gesetzliche Krankenversicherung (GKV) hat laut ZiPP in ihrer Bedeutung für die niedergelassenen Ärzte weiter zugenommen. So sind die GKV-Einnahmen an den Gesamteinnahmen im dreijährigen Be­obachtungszeitraum überdurchschnittlich stark angestiegen (+ 11,6 Prozent). Die Zuwachsrate bei den Privateinnahmen lag mit 8,6 Prozent hingegen unter dem Durchschnitt.

„Da die Inflationsrate in den vergangenen Jahren sehr niedrig war und nur etwa ein Drittel des heutigen Wertes betrug, sind diese Vergangenheitswerte keine gute Basis, um über die aktuelle wirtschaftliche Lage der Arztpraxen heute zu urteilen“, erläuterte Zi-Chef Dominik von Stillfried. Bei der derzeitigen In­flationsrate von 4,1 Prozent würden die Praxen bei vergleichbarer Einnahmen- und Kostenentwicklung reale Verluste machen.

Die Sicherstellung der ambulanten ärztlichen Versorgung gründe aber auf dem Fundament einer soliden wirtschaftlichen Basis der Niederlassung. Nur wenn auch die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen stimmten, könne es gelingen, junge Ärzte verstärkt für die medizinische Versorgung in der eigenen Praxis zu begeistern.

„Die medizinische Versorgung von Patientinnen und Patienten in den Arztpraxen braucht Zeit. Zeit, die wegen der zunehmenden Arbeitsverdichtung in der Niederlassung leider immer weniger zur Verfügung steht“, so von Stillfried. Dieser Zeiteinsatz müsse so vergütet werden, dass in der Niederlassung auch nach Abzug der Geldentwertung ein Plus verbleibe.

Der Zi-Chef rief die Politik zu einem klaren Bekenntnis zur ambulanten Versorgung auf. „Die Sicher­stell­ung der wohnortnahen fach- und hausärztlichen Versorgung gibt es nicht zum Nulltarif“, mahnte er.

Mit dem ZiPP erfasst das Zi seit 2010 jährlich die Wirtschaftslage von niedergelassenen Ärzten und Psychotherapeuten. Berücksichtigt werden die Einnahmen aus kassenärztlicher und aus privatärztlicher Tätigkeit. Die Basis bildet die steuerliche Überschussrechnung der Praxen. Diese Daten werden direkt aus den Steuerunterlagen der Praxen erhoben.

Die aktuell veröffentlichten Ergebnisse beruhen auf der Befragung des Jahres 2020 und beziehen sich auf die Berichtsjahre 2016 bis 2019. An der Erhebung 2020 nahmen 5.132 Praxen teil.

may/EB

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