Pflege sieht kaum Fortschritt durch Förderprogramm
Berlin – Mehr als 50.000 Vollzeitstellen haben Krankenhäuser im Pflegebereich zwischen 1996 und 2008 abgebaut. Daher seien die Beschäftigungszahlen in der Pflege heute geringer als zu Beginn der 90er Jahre. Darauf wies der Bundesverband-Pflegemanagement anlässlich kürzlich veröffentlichter Zahlen des GKV-Spitzenverbandes hin. Dieser hatte vorgerechnet, das Pflege-Förderprogramm des Bundes haben zwischen 2009 und 2011 rund 13.600 zusätzliche Stellen geschaffen.
„Das Förderprogramm hat diejenigen bestraft, die vorher schon für eine gute Besetzung gesorgt hatten, da sie weniger neue Stellen nachweisen konnten“, sagte eine Sprecherin des Bundesverbandes-Pflegemanagement gegenüber dem Deutschen Ärzteblatt.
Der Verband warnt daher davor, künftig bei Sicherung der Pflege auf ähnliche Programme zu setzen – auch, weil Kliniken unter dem zunehmenden ökonomischen Druck die Mittel immer wieder für Quersubventionen nutzten, während sie in der Pflege weiter Stellen abbauten. Stattdessen fordert der Verband ein „adäquates Messinstrument, um den Pflegebedarf zu ermitteln“.
„Wir brauchen dringend gesetzlich verankerte Parameter zur Sicherstellung eines realistischen Personalbedarfs für die Pflege in unseren Kliniken. Diese sollten auf fundierten Analysen basieren, die den tatsächlichen Pflegeaufwand abbilden“, sagte der Vorstandsvorsitzende des Verbandes, Peter Bechtel. In den vergangenen Jahren habe sich der sogenannte Pflegekomplexmaßnahmen-Score (PKMS) als ein in der Praxis völlig untaugliches Instrument erwiesen, bei dem der bürokratische Aufwand in keinem Verhältnis zum Ergebnis stehe.
Hier gelte es mit Unterstützung der Pflegewissenschaft, rasch Lösungen zu finden, um ein weiteres Ausbluten der Pflege in den Krankenhäusern zu verhindern. „Die Pflegekräfte brauchen eine Perspektive, sonst droht mittelfristig der Exodus“, so Bechtel abschließend.
Der GKV-Spitzenverband hatte vor zwei Tagen mehr Transparenz bei der Pflegequalität gefordert und eingeräumt, es sei schwer zu ermitteln, ob die Krankenhäuser durch das Programm die Pflegequalität tatsächlich verbessern konnten.
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