Pflegeanbieter warnen vor Wegfall von Pflegeplätzen

Düsseldorf – Private Pflegeanbieter befürchten eine „dramatische Unterversorgung“ bei vollstationären Pflegeangeboten in Nordrhein-Westfalen (NRW). In diesem Jahr drohten rund 20.000 von gut 160.000 Dauerpflegeplätzen aus verschiedenen Gründen wegzufallen, heißt es in einer Stellungnahme des Bundesverbandes privater Anbieter sozialer Dienste (bpa) für eine Expertenanhörung im Gesundheitsausschuss des Landtags.
Gleichzeitig wird laut bpa-Prognose die Dynamik bei Neubauten von vollstationären Pflegeeinrichtungen zurückgehen, während die Zahl der pflegebedürftigen Menschen im bevölkerungsreichsten Bundesland weiter steige.
Belegungsstopp droht
Bei der Kurzzeitpflege sind nach Angaben von Sozialverbänden bereits erhebliche Engpässe festzustellen. Zwar sei der Ausbau von bis zu 5.000 Kurzzeitpflegeplätzen in vollstationären Einrichtungen beschlossen worden, schreibt der bpa. Dadurch komme es aber wiederum zu Engpässen bei Dauerpflegeplätzen.
Verschärft wird die Pflegeplatz-Knappheit durch die zum 1. August vorgeschriebene Einzelzimmerquote von 80 Prozent. Dies „führt zwangsläufig zu einem Wegfall von mehreren tausend Plätzen“, so der bpa. Zudem müssen rund 550 Pflegeeinrichtungen in NRW laut Gesundheitsministerium zum 1. August mit einem Belegungsstopp rechnen, weil sie die gesetzliche Einzelzimmerquote nicht erfüllen. Ausnahmen gibt es für die wirtschaftlich nicht so lukrative Kurzzeitpflege. So können Heime in einer Übergangszeit überzählige Doppelzimmer für die Kurzzeitpflege nutzen.
Auch die vorgeschriebene Fachkraftquote von 50 Prozent könnten viele Einrichtungen nicht mehr erreichen, schreibt der bpa. Die Folge sei, dass sie Belegungsstopps auferlegt bekämen.
In NRW gibt es nach bpa-Angaben fast 3.000 Pflegedienste, davon zwei Drittel in privater Trägerschaft sowie knapp 1.000 Tagespflegen und fast 900 Wohngemeinschaften für pflegebedürftige Menschen. Hinzu kommen fast 1.000 niedrigschwellige Betreuungsanbieter, bei denen oft ehrenamtliche Helfer Pflegepersonen stundenweise und nach Bedarf entlasten und beratend unterstützen.
Rund 640.000 Menschen in NRW sind nach Angaben des Sozialverbands VdK pflegebedürftig. Mehr als 70 Prozent von ihnen werden zu Hause versorgt und betreut – meist von Frauen. Bis 2050 werde sich die Zahl der Pflegebedürftigen nach Schätzungen verdoppeln und Demenzerkrankungen würden weiter „drastisch zunehmen“, hieß es. Wegen der steigenden Erwerbsquoten und der Zunahme von Single-Haushalten werden aber Prognosen zufolge in Zukunft immer weniger Familienangehörige für die Pflege bereitstehen.
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