17.000 offene Stellen in Pflegeheimen können nicht besetzt werden

Berlin – Knapp 17.000 offene Pflegestellen können derzeit in stationären Pflegeeinrichtungen nicht besetzt werden. Das geht aus dem aktuellen Pflege-Thermometer hervor, aus dem einzelne Ergebnisse heute anlässlich des 5. Deutschen Pflegetags in Berlin vorgestellt wurden.
Unbesetzt sind demzufolge 11.400 Stellen für Altenpflegekräfte, 2.500 Stellen für Krankenpflegekräfte sowie 2.300 Stellen für Altenpflegehelfer und 750 Stellen für Krankenpflegehelfer. „Für diese Pflegekräfte und -helfer wäre Geld da, doch es gibt auf dem Arbeitsmarkt niemanden, um sie zu besetzen“, sagte der Autor des Pflege-Thermometers, Michael Isfort vom Deutschen Institut für angewandte Pflegeforschung (DIP).
Das zeige auch die Bedeutsamkeit eines Programms, das 8.000 neue Pflegestellen in Aussicht stelle. So viele Stellen wollen Union und SPD in den stationären Einrichtungen in dieser Legislaturperiode schaffen, wie sie in ihrem Koalitionsvertrag vereinbart haben. Isfort nannte dieses Vorhaben ein „Rechenbeispiel“, da diese Stellen ebenfalls nicht besetzt werden könnten, auch wenn nun Geld von der Regierung dafür zur Verfügung gestellt werde.
Mehr Bewohner mit komplexen Problemlagen
Zudem zeigt sich im Pflege-Thermometer, dass die Arbeit der Pflegekräfte in den stationären Pflegeeinrichtungen immer schwieriger wird. 81 Prozent der Leitungskräfte aus 1.067 Pflegeheimen, die sich an der Umfrage beteiligten, gaben an, dass die Anzahl der Bewohner mit komplexen medizinischen Problemlagen zunehme. Nur fünf Prozent erklärten, dies sei in ihrer Einrichtung nicht der Fall.
62 Prozent der Befragten erklärten zudem, dass das durchschnittliche Einzugsalter der Bewohner immer höher werde; bei 15 Prozent war dies nicht der Fall. Und 56 Prozent gaben an, dass die Bewohner der Einrichtungen immer kürzere Wohndauern hätten; 18 Prozent stimmten dieser Aussage nicht zu. „Bei der Arbeit in stationären Pflegeeinrichtungen geht es also nicht um einfache Tätigkeiten, sondern um komplexe Leistungen, die die Pflegekräfte erbringen müssen“, betonte Isfort.
So ist die Arbeitsbelastung der Pflegekräfte dem Pflege-Thermometer zufolge in den vergangenen zwei Jahren gestiegen, insbesondere durch ein herausforderndes Verhalten der Bewohner (diese Angabe machten 55 Prozent der Befragten), durch die Grund- und Behandlungspflege (52 Prozent) sowie durch die Angehörigenarbeit (51 Prozent).
Die Befragten erklärten, dass die Krankheitsdauer der Beschäftigten vom Jahr 2016 auf das Jahr 2017 gestiegen sei (43 Prozent machten diese Angabe). Gestiegen sind auch die Krankheitstage (41 Prozent), die Erkrankungsschwere (31 Prozent) und die Zahl der Überstunden (24 Prozent).
Nadelöhr Personalfrage
„Das Nadelöhr ist die Personalfrage“, erklärte Isfort. Dabei sei die Akquirierung von Fachkräften ein sehr regionales Geschäft. Wie die Umfrage ergeben habe, liege der Rekrutierungsraum bei 20 Kilometern. Merh als 90 Prozent der Befragten akquirierten dort. Und „es gibt eine klare Mobilisierungsgrenze“, sagte er. „Sie werden keine Pflegekräfte aus Niedersachsen dazu bewegen, eine Teilzeitstelle in Bayern anzunehmen.“
Der Personalmangel hat auch Auswirkungen auf die Auswahl der Bewerber. 62 Prozent der Befragten gaben an, dass sie im Jahr 2017 Bewerber eingestellt habe, die sie vor fünf Jahren noch abgelehnt hätten. Nur sieben Prozent erklärten, die Anzahl der Bewerbungen ermögliche eine schnelle Wiederbesetzung von Stellen. „Die Qualität der Bewerbungen und deren Anzahl sind nicht auf dem Niveau, das wir bräuchten“, erklärte Isfort. „Wir bräuchten eine massive Aufwertung der pflegerischen Ausbildung.“ Sonst würden viele Einrichtungen durch den Pflegemangel an die Grenzen ihrer Existenz stoßen.
Sieben von zehn Pflegeheimen haben Wartelisten
Viele Pflegeheime können schon heute keine Patienten mehr aufnehmen. 84 Prozent der Befragten erklärten, dass sie Anfragen zur Kurzzeitpflege ablehnen müssten. 83 Prozent mussten Anfragen zur Langzeitpflege ablehnen. Bei 71 Prozent gibt es Wartelisten bei der vollstationären Langzeitpflege.
Lediglich 38 Prozent beurteilen das Angebot der vollstationären Pflege in ihrer Region als gesichert. Im Bereich der Kurzzeitpflege schätzen nur 15 Prozent die Kapazitäten als umfänglich gesichert an.
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