Politik

Pflegedienste sollen Hausärzte im ländlichen Raum entlasten

  • Freitag, 18. Oktober 2019
Der Hausarzt Armin Saak und Carola Reimann (SPD), Sozialministerin in Niedersachsen, sprechen bei einer Pressekonferenz über das Modellprojekt „Telemedizin und Pflege mit Rucksack“. /picture alliance, Sina Schuldt
Der Hausarzt Armin Saak und Carola Reimann (SPD), Sozialministerin in Niedersachsen, sprechen bei einer Pressekonferenz über das Modellprojekt „Telemedizin und Pflege mit Rucksack“. /picture alliance, Sina Schuldt

Gifhorn – Um Ärzte auf dem Land zu entlasten, könnten bald Pflegedienste Aufgaben bei Hausbesuchen übernehmen. Ein entsprechendes Modellprojekt besuchte Niedersachsens Gesundheitsministerin Carola Reimann heute in Gifhorn.

„Unser Ziel ist es, die ambulante medizinische Versorgung gerade in den ländlichen Regi­o­nen zu verbessern“, sagte die SPD-Politikerin. Es handelt sich nach Angaben des Minis­teri­ums um das erste Telemedi­zin- und Telepflegeprojekt Niedersachsens.

Nach Auftrag des Arztes gehen in Gifhorn Pflegekräfte ausgestattet mit entsprechender Technik zu den Patienten, um etwa den Blutdruck zu messen, ein EKG zu schreiben oder eine Wunde zu versorgen.

Die Projektpartner geben sich schon jetzt überzeugt: Es handele sich um einen Beitrag zur ambulant ärztlichen Versorgung auf dem Land. Deshalb werde das Angebot auch in den Leistungskatalog aufgenommen, sagte Jan Seeger aus dem Vorstand der AOK Nie­dersachsen.

Auch die Kassenärztliche Vereinigung Niedersachsen (KVN) sieht Vorteile. Während Le­bensalter und Lebenserwartung stetig steigen, seien die ländlichen Regionen für Haus­ärzte immer weniger attraktiv. „Schwierigkeiten in der Nachbesetzung der Arztpraxen stellen ein zunehmendes Problem dar“, sagte KVN-Detlef Haffke.

„Die neuen Aufgaben bieten für die Attraktivität der ambulanten Pflege neue Möglichkei­ten“, sagte auch die Geschäftsführerin des Pflegedienstes in Gifhorn, Bettina Tews-Harms. Derzeit liege die Arbeitszeit oft in den Morgen- und Abendstunden, was unattraktive Dienste bedeute. Die Leistungen seien körperlich auch nicht so anstrengend, was die ambulante Pflege aufwerte.

Weil Doppelstrukturen vermieden würden, unterstützt auch der Bundesverband privater Anbieter sozialer Dienste (bpa) das Projekt. Patienten, die die Praxen nicht aufsuchen könnten, seien oft auch pflegebedürftig, sagte Henning Steinhoff, bpa-Geschäfts­stellen­leiter in Niedersachsen. Seiner Meinung nach profitieren Pflegedienste und Ärzte von einer schnellen schriftlichen Kommunikation oder per Video.

Sollte sich das Projekt bewähren, strebt die Landesregierung eine Ausweitung ab 2021 an. Finanziert wird der Versuch nach Ministeriumsangaben mit rund 80.000 Euro bis Ende 2020 über die niedersächsischen Gesundheitsregionen. Von mehreren Partnern werden dabei Vorhaben unterstützt, die eine bedarfsgerechte und möglichst wohnortnahe Gesundheits­versorgung zum Ziel haben.

dpa

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