Bayerische Landesärztekammer sieht erhöhten Bedarf der „Ressource Arzt“

München – Bayern benötigt nach wie vor mehr Medizinstudienplätze. Das hat der Präsident der bayerischen Landesärztekammer (BLÄK), Gerald Quitterer, gestern im Vorfeld des 78. Bayerischen Ärztetages in München betont.
„Wir brauchen künftig mehr von uns“, sagte er. Sowohl die demografische Entwicklung als auch Arbeits- und Lebenswelten von Ärzten hätten sich verändert. Zudem sei eine ungesteuerte Inanspruchnahme der „Ressource Arzt“ durch die Patienten zu beobachten.
Quitterer zufolge handelt es sich nicht um eine falsche Verteilung, sondern um einen erhöhten Bedarf. In diesem Zusammenhang begrüßte Quitterer die Einführung einer Landarztquote, in der Interessenten für ein Medizinstudium jetzt die Möglichkeit haben, unabhängig von der Abiturnote zugelassen zu werden. Er bezeichnete die Landarztquote als einen Baustein zur Lösung des Problems „erhöhter Versorgungsbedarf“.
Ab dem Wintersemester 2020/2021 sollen rund 90 Studienplätze in Bayern pro Jahr (5,8 Prozent) Bewerbern vorbehalten sein, die später in unterversorgten oder drohend unterversorgten Regionen Bayerns hausärztlich tätig werden wollen.
In Bezug auf die Notfallversorgung mahnte Quitterer eine Steuerung der Patienten in die richtige Versorgungsebene je nach Dringlichkeit an. Bei der Digitalisierung sagte er, dass die Ärzte diese „konstruktiv, aber auch kritisch begleiten“ werden.
Konstruktiv, wenn es um die Verbesserung der Patientenversorgung, kurze Dokumentationswege, verbesserte Befundübermittlungen, den Einsatz der Telekonsile oder der Telemedizin bei der Einbindung von Versorgungsassistenten in die Patientenbetreuung oder die Kommunikation mit anderen Leistungserbringern gehe.
Kritisch, wenn es um die reine Gewinnung von Daten gehe, die man beliebigen Algorithmen preisgebe ohne konkrete Fragestellungen. Kritisch auch, wenn neue Versorgungsebenen geschaffen würden, wie die Video-Behandlung oder Behandlungspfade über Gesundheits-Apps, die schließlich sogar in eine Medikamentenempfehlung mündeten.
„Hier verlassen wir den geschützten Raum der Arzt-Patienten-Beziehung, den persönlichen Kontakt“, sagte Quitterer. Dieser Kontakt sei unersetzlich. BLÄK-Vizepräsident Wolfgang Rechl betonte, die ausschließliche Fernbehandlung sei ein Jahr nach dem Beschluss zur Lockerung der Berufsordnung vielfach keine Option. Vielen Ärzten sei bewusst, dass es beispielsweise Haftungsfragen gebe oder sie hätten einfach keine freien Kapazitäten mehr neben dem regulären Praxisbetrieb.
„In der BLÄK registrieren wir vor allem Interesse bei gewerblichen Instituten, die in der ausschließlichen Fernbehandlung ein neues und möglicherweise lukratives Geschäftsmodell sehen“, so Rechl. Die ärztlichen Kollegen zeigten weniger Interesse. Keinesfalls sollte mit der Möglichkeit der ausschließlichen Fernbehandlung eine neue Versorgungsebene eröffnet werden, mahnte er.
Vermehrt will sich die BLÄK der Prävention widmen, insbesondere in Hinblick auf den Klimawandel, der zu veränderten Lebensbedingungen und gesundheitlichen Belastungen führen werde. In der Präventionskommission der BLÄK wurde diesem Thema ein eigener Stellenwert eingeräumt, denn dabei seien Ärzte gefragt.
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