Politik

Pflegekräfte wollen mehr als Geld

  • Freitag, 12. Mai 2023
/ lorenzophotoprojects, stock.adobe.com
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Berlin – Pflegekräfte und Auszubildende in der Pflege wünschen sich im Beruf nicht nur eine angemessene Bezahlung und eine bessere Personaldecke. Sie wollen auch mehr Unterstützung bei der Kinderbetreuung, verlässliche Dienstpläne und mehr Entlastung durch Digitalisierung.

Das ergab eine Untersuchung des Bundesgesundheitsministeriums (BMG), die heute anlässlich des Tags der Pflegen­den veröffentlicht wurde. Auch das Arbeitsklima und den Führungsstil von Vorgesetzten halten viele Befragte für deutlich verbesserungswürdig.

„Der Wunsch nach einer angemessenen Bezahlung, einer am Pflegeaufwand ausgerichteten Personaldecke und einer besseren digitalen Ausstattung ist berechtigt“, erklärte Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD). Der Alltag in der Pflege werde zu stark durch ökonomische Zwänge bestimmt. „Niemand will im Akkord arbeiten. Erst recht nicht in der Pflege.“

Lauterbach verwies darauf, dass die Bezahlung auf Tarifniveau in der Langzeitpflege zur Pflicht geworden sei. „Jetzt müssen die Arbeitsbedingungen besser werden“, so der Minister. „Wir treffen klare bundes­einheitliche Vorgaben zur Personalbemessung und digitalisieren das Gesundheitswesen.“ Damit werde Druck von den Pfle­genden genommen. Aber auch die Arbeitgeber müssten mehr tun, um Fach- und Hilfskräfte zu halten.

Das Ministerium hatte die Analyse zur Zufriedenheit in der Akut- und Langzeitpflege bereits 2020 beauftragt. Es ging darum, die Gründe zu ermitteln, „warum Pflegekräfte den Beruf verlassen und welche Punkte für mehr Zu­friedenheit im Job sorgen“. Dafür wurden mehr als 5.500 beruflich Pflegende und Auszubildende im dritten Ausbildungsjahr befragt und teilweise einzeln interviewt.

Die Erhebung ergab, dass eine angemessene Bezahlung für nahezu alle Pflegenden ein zentraler Punkt für einen attraktiven Arbeitsplatz ist. Vor allem Berufsanfängerinnen und -anfänger sowie Auszubildende, aber auch Quereinsteigende erhoffen sich demnach eine bessere Bezahlung.

Die Mehrheit der beruflich Pflegenden will zudem einen digital unterstützten Arbeitsplatz. 80 Prozent der Be­fragten wollen etwa einen stabilen Internetzugang am Arbeitsplatz. Die Einführung der elektronischen Pa­ti­en­tenakte zur Unterstützung der Pflege wünschen rund 75 Prozent. Auch eine elektronische Pflegedokumen­tation wird von einer deutlichen Mehrheit der Befragten gefordert.

Fast 90 Prozent der Befragten halten zudem eine am tatsächlichen Pflegebedarf ausgerichtete Personalzu­sammensetzung für dringend notwendig. Dass Hilfskräfte die Arbeit der Pflegekräfte unterstützen, wird von mehr als 80 Prozent der beruflich Pflegenden begrüßt.

Das Ministerium verweist in dem Zusammenhang darauf, dass ab Juli für vollstationäre Pflegeeinrichtungen bundeseinheitliche, an der Bewohnerstruktur und dem Pflegebedarf ausgerichtete Personalvorgaben gelten.

Für eine bessere Vereinbarkeit von Familie und Beruf ist der Studie zufolge mehr Freizeit weniger relevant als persönlich zugeschnittene Arbeitszeitmodelle, eine verlässliche Dienstplanung und eine flexible Kinderbe­treu­ung.

Die Befragten nannten als mögliche Unterstützungsangebote eine Betriebskita (79 Prozent), Ferienbetreuung (76 Prozent), Abhol- und Bringdienste für Schul- und Kita-Kinder (58 Prozent) sowie Hausaufgabenbetreuung.

Das Bundesgesundheitsministerium verweist darauf, dass zur Unterstützung solcher Maßnahmen ein Förder­pro­gramm ins Leben gerufen wurde: Angebote von Arbeitgebern zum Beispiel zur Kinderbetreuung, aber auch zu anderen Maßnahmen für eine bessere Vereinbarkeit, können mit bis zu 7.500 Euro jährlich bezuschusst werden.

Die Untersuchung ergab weiter, dass bei Führungsstil und Wertschätzung durch Vorgesetzte ein deutlicher Nachholbedarf bestehe. Auch häufige Personalwechsel in der Führungsebene sorgten demnach für eine geringere Zufriedenheit am Arbeitsplatz.

afp

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