Pflegeratschef: Pflegende müssen stärker für den Beruf kämpfen

Berlin – Der scheidende Präsident des Deutschen Pflegerats, Franz Wagner (64), appelliert an die Pflegekräfte in Deutschland, sich für ihren Beruf stärker politisch zu engagieren. Die Pflege brauche eine stärkere Stimme in Politik und Gesundheitswesen und müsse mehr für ihre Interessen kämpfen, sagte Wagner gestern im Interview der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA).
Zu befürchten sei, dass nach der Bundestagswahl die Kosten der Coronapandemie voll durchschlagen und in vielen öffentlichen Haushalten der Rotstift regiert. „Das wird eine Nagelprobe für den Stellenwert der Pflege. Da muss der Berufsstand gut aufgestellt sein.“
Der in Kelheim geborene Niederbayer steht seit Herbst 2017 an der Spitze des Deutschen Pflegerates, der der Dachverband der bedeutendsten Berufsverbände des Pflege- und Hebammenwesens in Deutschland ist und die Interessen von rund 1,2 Millionen Beschäftigten in der Alten-, Kranken- und Kinderkrankenpflege sowie von Hebammen vertritt. Übermorgen wird ein Nachfolger gewählt. Einzige Kandidatin ist nach Informationen der KNA die bisherige Vizepräsidentin Christine Vogler.
Wagner räumte ein, es habe ihn sehr frustriert, dass Pflegefachpersonen in Niedersachsen und Schleswig-Holstein mit großer Mehrheit für eine Auflösung ihrer bereits arbeitenden Landespflegekammer gestimmt hätten. „Die Klagen über schlechte Arbeitsbedingungen und schlechte Bezahlung sind weit verbreitet, aber wenn es dann um einen finanziellen Pflichtbeitrag für so eine wichtige Interessenvertretung geht, ziehen viele nicht mit.“
Mit Blick auf die Pflegereformen der Bundesregierung bescheinigte Wagner Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU), er habe „sicherlich mehr angestoßen als seine Vorgänger“. Dennoch sei vieles halbherzig entschieden worden und Stückwerk geblieben.
„Statt eine angemessene Personalbemessung einzuführen“, seien Personaluntergrenzen in der Krankenhauspflege definiert worden – „mit dem Risiko, dass die Arbeitgeber sich künftig eher an der Minimalausstattung orientieren", nannte Wagner ein Beispiel. „Wir brauchen einen Masterplan Pflege, der alles miteinander verbindet, und keine Einzellösungen."
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