Pflegeverband attackiert Konzept zu Physician Assistants

Berlin – Scharfe Kritik am Beschluss des diesjährigen Deutschen Ärztetages in Freiburg zum Berufsbild des Physician Assistants hat der Deutscher Berufsverband für Pflegeberufe (DBfK) geübt. „Während sich international längst integrierte Versorgungsstrukturen mit erweiterten Rollen für Pflegefachpersonen etabliert und nachweislich bewährt haben, rückt die deutsche Ärzteschaft von ihrem Monopol der medizinischen Heilkunde keinen Millimeter ab“, schreibt der Berufsverband.
Assistenz durch – möglichst weitergebildete – Pflegefachpersonen wolle die Ärzteschaft zwar sehr gern in Anspruch nehmen, „allerdings auf die Therapiehoheit (und eine lukrative Vergütung derselben) keineswegs verzichten“, so der Pflegeberufsverband wörtlich.
Arbeitsteilung entscheidend
In einem Positionspapier fasst er seine Haltung zu „Physician Assistants“ zusammen. Dort heißt es unter Punkt fünf: „Das zentrale Problem bei der Neuordnung von Aufgaben ist die mangelnde Bereitschaft der Ärzteverbände, das ärztliche Monopol in der medizinischen Heilkunde aufzugeben – deshalb das Insistieren auf Delegation“. Nach Auffassung des DBfK würden so Chancen für eine Sicherung oder Verbesserung der Versorgung Standes- und vor allem wirtschaftlichen Interessen geopfert.
„International gibt es viele Beispiele, dass dafür speziell qualifizierte Pflegefachpersonen mit erweiterten Kompetenzen in Diagnostik und Therapie (inklusive Arzneimittelverordnung) hervorragende Versorgung leisten“, so der Verband im Positionspapier. Es sei kontraproduktiv, hochqualifizierte Pflegeexperten zu Arztassistenten umzuqualifizieren. „Dies ist eine Vergeudung pflegerischer Kompetenz und eine Geringschätzung der Profession Pflege“, heißt es in dem Papier.
„Eine qualitativ hochwertige, den Bedürfnissen der Menschen entsprechende Gesundheitsversorgung ist nur zu erreichen, wenn die Gesundheitsprofessionen zu einer neuen Arbeitsteilung kommen. Dabei darf es keine Tabus geben“, umreißt die DBfK-Präsidentin Christel Bienstein die Position des Berufsverbandes.
In Deutschland arbeiten im Augenblick rund 300 Physician Assistants. Sie unterstützen und entlasten die Ärzte, indem sie delegierbare Routineaufgaben übernehmen. Bundesärztekammer (BÄK) und Kassenärztliche Bundesvereinigung (KBV) haben sich ein Konzeptpapier zu dem Berufsbild erarbeitet, das der Deutsche Ärztetag im Freiburg im Mai mit großer Mehrheit befürwortet hat.
Diskutieren Sie mit
Werden Sie Teil der Community des Deutschen Ärzteblattes und tauschen Sie sich mit unseren Autoren und anderen Lesern aus. Unser Kommentarbereich ist ausschließlich Ärztinnen und Ärzten vorbehalten.
Anmelden und Kommentar schreiben
Bitte beachten Sie unsere Richtlinien. Der Kommentarbereich wird von uns moderiert.
Diskutieren Sie mit: