Politik

Pflegeverband attackiert Konzept zu Physician Assistants

  • Donnerstag, 20. Juli 2017
/rogerphoto, stock.adobe.com
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Berlin – Scharfe Kritik am Beschluss des diesjährigen Deutschen Ärztetages in Freiburg zum Berufsbild des Physician Assistants hat der Deutscher Berufsverband für Pflege­berufe (DBfK) geübt. „Während sich international längst integrierte Versorgungs­struk­turen mit erweiterten Rollen für Pflegefachpersonen etabliert und nachweislich bewährt haben, rückt die deutsche Ärzteschaft von ihrem Monopol der medizinischen Heilkunde keinen Millimeter ab“, schreibt der Berufsverband.

Assistenz durch – möglichst weitergebildete – Pflegefachpersonen wolle die Ärzte­schaft zwar sehr gern in Anspruch nehmen, „allerdings auf die Therapiehoheit (und eine lukrative Vergütung derselben) keineswegs verzichten“, so der Pflegeberufs­verband wörtlich.

Arbeitsteilung entscheidend

In einem Positionspapier fasst er seine Haltung zu „Physician Assistants“ zusammen. Dort heißt es unter Punkt fünf: „Das zentrale Problem bei der Neuordnung von Auf­gaben ist die mangelnde Bereitschaft der Ärzteverbände, das ärztliche Monopol in der medizinischen Heilkunde aufzugeben – deshalb das Insistieren auf Delegation“. Nach Auffassung des DBfK würden so Chancen für eine Sicherung oder Verbesserung der Versorgung Standes- und vor allem wirtschaftlichen Interessen geopfert.

„International gibt es viele Beispiele, dass dafür speziell qualifizierte Pflegefach­perso­nen mit erweiterten Kompetenzen in Diagnostik und Therapie (inklusive Arzneimittel­ver­ordnung) hervorragende Versorgung leisten“, so der Verband im Positionspapier. Es sei kontraproduktiv, hochqualifizierte Pflegeexperten zu Arztassistenten umzuqualifi­zieren. „Dies ist eine Vergeudung pflegerischer Kompetenz und eine Geringschätzung der Profession Pflege“, heißt es in dem Papier.

„Eine qualitativ hochwertige, den Bedürfnissen der Menschen entsprechende Gesund­heitsversorgung ist nur zu erreichen, wenn die Gesundheitsprofessionen zu einer neuen Arbeitsteilung kommen. Dabei darf es keine Tabus geben“, umreißt die DBfK-Präsidentin Christel Bienstein die Position des Berufsverbandes.

In Deutschland arbeiten im Augenblick rund 300 Physician Assistants. Sie unterstützen und entlasten die Ärzte, indem sie delegierbare Routineaufgaben übernehmen. Bun­des­ärztekammer (BÄK) und Kassenärztliche Bundesvereinigung (KBV) haben sich ein Konzeptpapier zu dem Berufsbild erarbeitet, das der Deutsche Ärztetag im Freiburg im Mai mit großer Mehrheit befürwortet hat.

hil

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