Pharmaindustrie: Milliardenübernahme in Indien
Neu Delhi – Der indische Pharmariese Sun übernimmt seinen angeschlagenen Rivalen Ranbaxy und steigt zum mit Abstand größten Medikamentenhersteller Indiens und zum fünftgrößten Generika-Hersteller der Welt auf. Die Übernahme im Wert von umgerechnet 2,9 Milliarden Euro werde komplett in Aktien abgewickelt, teilte Sun Pharma am Montag in Neu Delhi mit. Die Anteilseigner von Ranbaxy erhalten demnach pro Aktie 0,8 Anteile an Sun Pharma.
Die japanische Gruppe Daiichi Sankyo, seit 2008 Mehrheitseigner von Ranbaxy, wird weiterhin zu neun Prozent an dem neuen Unternehmen beteiligt sein, wie das japanische Unternehmen mitteilte. Es hatte wegen der Dominanz Ranbaxys auf dem Markt für Generika in Schwellenländern gehofft, dass die Übernahme das eigene Wachstum vorantreiben werde. Stattdessen lastete Ranbaxy von Anfang an auf den Büchern.
Sowohl Ranbaxy als auch Sun Pharma hatten in jüngster Zeit Probleme mit der Qualität. Im Januar verbot die US-Behörde für Lebensmittelaufsicht (FDA, Food and Drug Administration) den Verkauf aller Ranbaxy-Produkte aus Indien wegen Verstößen gegen die Qualitätskontrolle. Im Mai vergangenen Jahres musste eine US-Tochtergesellschaft der Gesundheitsbehörde 500 Millionen US-Dollar (365 Mio Euro) Strafe für den Verkauf von minderwertigen Medikamenten bezahlen.
Auch Sun Pharma darf seit März keine Produkte mehr aus der Fabrik in Karkhadi in Gujarat in die USA exportieren. Das Unternehmen teilte den Investoren außerdem mit, es gebe eine Vorladung der US-Bundesstaatsanwaltschaft. Daiichi Sankyo Sun Pharma und Ranbaxy für alle dadurch entstehenden Kosten entschädigen.
Indien wird wegen seines Umsatzes – 14 Milliarden Dollar im Jahr – und seines großen Generika-Marktes "Apotheke der Welt" genannt. Es verkauft Medikamente in mehr als 200 Länder und ist – nach Kanada – der zweitgrößte Medikamentenlieferant für die USA.
Nach der Übernahme werde sich Sun Pharma als erstes darum kümmern, dass die Produkte aus den vier Werken von der US-Arzneimittelbehörde (FDA) wieder zugelassen würden, sagte Sun-Pharma-Chef Dilip Shanghvi bei einer Telefonkonferenz.
Erst dann könne über neue Produkte nachgedacht werden. Sun Pharmaceuticals erhält durch die Übernahme Zugang zum großen Vertriebsnetz von Ranbaxy und damit auch zum großen ländlichen Markt Indiens. Widerstand der indischen und US-Wettbewerbsbehörden sei nicht zu erwarten, erklärte das Management.
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