Ärzteschaft

Physiotherapeuten sollen künftig strukturiert Osteopathie lernen

  • Mittwoch, 14. Dezember 2016
Uploaded: 14.12.2016 17:05:43 by mis
dpa

Berlin – Im Streit um die Osteopathie haben Ärzte und Physiotherapeuten erneut klar Stellung bezogen: Die Bundesärztekammer (BÄK) und die Berufsverbände der Ortho­päden sowie der Physiotherapeuten begrüßen den Ansatz des Bundesgesund­heits­ministeriums (BMG), im Rahmen des Dritten Pflegestärkungsgesetzes (PSG III), die osteopathische Therapie mit 60 Unterrichtseinheiten in der Ausbildungs- und Prüfungsverordnung für die Ausbildung von Physiotherapeuten zu verankern.

Genau gegen diese Verankerung der Osteopathie in der Ausbildung zum Physiothera­peuten laufen Verbände der Osteopathen seit längerem Sturm. Ihr Ziel ist im Gegenteil, die Osteopathie als eigenen Heilberuf zu etablieren. „Letztlich geht es den Verbänden um den Primärzugang, also um die Versorgung von Patienten ohne dass Ärzte oder Physiotherapeuten daran beteiligt sind“, warnte Matthias Psczolla, Präsident der Deutschen Gesellschaft für Manuelle Medizin (DGMM), Ende Oktober gegenüber dem Deutschen Ärzteblatt.

„Die Initiative des BMG wird seitens der Ärzteschaft und der Physiotherapeuten befürwortet und mitgetragen, weil sie aus Gründen des Patientenschutzes die berufsrechtlichen Rahmenbedingungen klarstellt“, sagte der BÄK-Vizepräsident Max Kaplan nach einem Treffen von Vertretern der BÄK, der DGMM, der Deutschen Gesellschaft für Orthopädie und Unfallchirurgie (DGOU) und der Spitzenverband der Heilmittelverbände (SHV).

Die Verbände betonten, dass die Anwendung vor allem manualtherapeutischer Techniken in die Hände qualifizierter Ärzte und Physiotherapeuten gehöre, um Risiken für die Patienten möglichst auszuschließen. In der ärztlichen Weiter- und Fortbildung lägen die entsprechenden Curricula – Manuelle Medizin sowie Osteopathische Verfahren – im Umfang von knapp 500 Stunden bereits seit etlichen Jahren vor. „Auch für Physiotherapeuten sind deshalb dringend Qualifizierungsmaßnahmen zu schaffen“, betonten die Verbände.

Die BÄK betont, dass die Unterrichtseinheiten im Rahmen der Physiotherapie-Ausbil­dung selbstverständlich nicht ausreichten, um das Verfahren in der Praxis anzuwenden. Die Verankerung in der Ausbildung sei aber zunächst die rechtliche Grundlage dafür, dass eine Position ‚Osteopathische Therapie‘ überhaupt Eingang in entsprechende qualitätssichernde Weiterbildungsregelungen der Bundesländer und des Gemeinsamen Bundesausschusses finden könne.

Die DGMM hatte bereits im Oktober 2016 gemeinsam mit der BÄK und der DGOU umrissen, welchen Stellenwert osteopathische Verfahren haben sollten und wie sie in die Behandlungskette aufgenommen werden könnten. „‘Osteopathische Therapie‘ ist eine Ergänzung und Erweiterung der ‚Manuellen Therapie‘, keinesfalls ein eigenes neues System oder gar ein völlig anderes Heilmittel oder eigenes Berufsfeld, das Ärzte und Physiotherapeuten nicht gemeinsam abdecken könnten“, heißt es darin.

„Der augenblickliche Verstoß der Osteopathie-Verbände dagegen ist ein scharfer Angriff gegen die Expertise von Ärzten und Physiotherapeuten, die man in der politischen Lobbyarbeit als unfähig darstellt, die Bevölkerung adäquat zu versorgen“, sagte Psczolla dem Deutschen Ärzteblatt.

hil

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