Medizin

Plattenepithel­karzinom: Einige Tumorarten benötigen mehr Zucker als andere

  • Dienstag, 30. Mai 2017
Bild der Lunge mit Stetoskop und Patientenakte / pabijan, stock.adobe.com
Weniger als fünf Prozent der Patienten mit einem fortgeschrittenen SqCC der Lunge überleben mit einer Chemotherapie länger als fünf Jahre. / pabijan, stock.adobe.com

Dallas – Einige Krebszellen überleben und vermehren sich in Abhängigkeit von Glukose. Verhindert man mittels Inhibitoren, dass der Glukosetransporter 1 (GLUT 1) die Krebszellen eines Plattenepithelkarzinoms weiterhin mit Zucker versorgt, verlangsamt sich das Wachstum stärker als bei Adenokarzinomen der Lunge. Ihre Beobachtungen im Mausmodell und Zelllinien publizierten die Forscher der University of Texas in Nature Communications (2017; doi:  10.1038/ncomms15503). In einer Folgestudie wollen die Autoren jetzt im Tiermodell überprüfen, ob Mäuse mit Plattenepithelkarzinomen mehr von einer zuckerarmen Diät profitieren als Tiere mit Adenokarzinomen.

Bei 80 bis 85 Prozent aller Lungenkrebsarten beim Menschen handelt es sich um nicht kleinzellige Lungenkarzinome (NSCLC). In ihrer Studie verglichen die Forscher um Erstautor Justin Goodwin den Metabolismus der beiden häufigsten Subtypen des NSCLC miteinander: Adenokarzimone und Plattenepithelkarzinome (squamous cell carcinoma, SqCC).

Mit ihrer Studie konnten die Forscher um Justin Godwin erstmals nachweisen, dass der Metabolismus der beiden Tumorsubtypen sich deutlich unterscheidet. Denn in vitro war GLUT 1 in SqCC-Zellen um ein Vielfaches mehr vorhanden, als in den Zellen der Adenokarzinome. „Adenokarzinome sind demzufolge weit weniger abhängig von Glukose“, schlussfolgert Studienautor Jung-whan Kim. Das entscheidende Protein GLUT 1 transportiert Glukose in die Zelle und ist bei gesunden Zellen für den Aufbau der Zellmembran mitverantwortlich.

In einer weiteren Versuchsreihe überprüften die Autoren den Einfluss eines GLUT-1-Inhibitors in vitro und in Mäusen mit Lungenkrebs. Auch hier bestätigte sich der Verdacht: SqCC-Tumoren schrumpften um etwa 60 Prozent, während das Adeno­karzinom nicht kleiner wurde.

Kaum systemische Therapien bei Plattenepithelkarzinomen der Lunge

Der Glukosetransporter GLUT 1 könnte daher ein pozenzieller Angriffspunkt für neue Therapien des Plattenepithel­karzinoms sein. Vor allem für Platten­epi­thelkarzinome der Lunge stehen bis heute kaum zielgerichtete Therapien zur Verfügung, sodass die Platin-basierte Chemotherapie seit Jahren die Therapie der ersten Wahl darstellt. Seit 2016 ist auch Necitumumab ist in Kombination mit Cisplatin und Gemcitabin zugelassen zur Erstlinientherapie von Patienten mit Plattenepithelkarzinom. Voraussetzung ist der Nachweis des epidermalen Wachstums­faktor-Rezeptors (EGFR) auf den Tumorzellen. Das Institut für Qualität und Wirtschaft­lichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG) bescheinigt jedoch nur einen geringen Zusatz­nutzen.

gie

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