Pneumonie: 4 Symptome unterscheiden die bakterielle von der viralen Infektion

Southampton – Etwa ein Patient von 20, der mit Atemwegsbeschwerden den Hausarzt konsultiert, hat eine Lungenentzündung, die mit Antibiotika behandelt werden kann. Um Ärzten die Diagnose zu erleichtern, haben britische Forscher 4 Symptome herausgestellt, die bei einer Pneumonie in mehr als 80 Prozent der Fälle auftreten. Die Ergebnisse wurden im European Respiratory Journal publiziert (2017; doi: 10.1183/13993003.00434-2017).
Hausärzte sehen viele Patienten mit Symptomen einer Infektion der unteren Atemwege, wie etwa Husten, Auswurf, Keuchen oder Kurzatmigkeit. „Die meisten von ihnen haben eine virale Infektion“, sagt Michael Moore von der University of Southampton. Antibiotika wirken hier nicht und sollten vermieden werden. „2 von 3 Pneumoniefälle ordnet der Hausarzt nicht richtig zu“, schätzt Moore. Wobei es sich bei den nicht erkannten Fällen eher um die milden Fälle handle. „Daher verordnen viele Hausärzte vorsichtshalber Antibiotika“, erklärt der Autor. In den USA verschreiben Ärzte etwa 60 Prozent der verdächtigen Patienten ein Antibiotikum.
In der Studie haben die Forscher fast 29.000 Patientenakten berücksichtigt, bei denen der Verdacht einer Lungen- oder Atemwegsinfektion bestand. Mehr als 5.000 Hausärzte aus dem Vereinigten Königreich hatten diese Patienten zuvor untersucht. Bei 720 wurde ein Röntgenbild der Brust gemacht, was bei 115 die Diagnose Pneumonie bestätigen konnte.
Bei dieser Patientengruppe traten einige Symptome deutlich häufiger auf als bei den Patienten, bei denen keine Lungenentzündung vorlag. Gute 86 Prozent der Patienten mit Pneumonie zeigten mindestens eines der folgenden 4 Symptome:
Die Körpertemperatur lag über 37,8 Grad Celsius. (Relatives Risiko [RR] = 2,6)
In der Lunge war ein knisterndes Geräusch zu hören. (RR = 1,8)
Der Puls lag über 100 Schlägen pro Minute. (RR = 1,9)
Die Sauerstoffsättigung des Blutes lag unter 95 Prozent (Finger-Puls-Oximetrie). (RR = 1,7)
„Die unnötige Verschreibung von Antibiotika würde substanziell zurückgehen, wenn sie nur noch dann erfolgen würde, wenn ein oder mehr der 4 aufgeführten Symptome zutreffen“, ist Moore überzeugt. Symptome wie etwa die Farbe des ausgehusteten Schleims gaben hingegen keinen aussagekräftigen Hinweis für die korrekte Diagnose. Da die Studie sich aber ausschließlich auf die Röntgendiagnose verlassen hatte, könnten die Forscher milde Formen der Pneumonie übersehen haben, räumt das Autorenteam ein.
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