Politik stellt Impfprojekt in Berlin ein

Berlin – Eigentlich sollte das Impfmobil dafür sorgen, dass Impflücken bei Studenten geschlossen werden. Doch der Einsatz brachte nicht den gewünschten Erfolg. Das Projekt wird eingestellt. „Es ist nicht so gelaufen, dass wir es fortsetzen würden“, sagte der Sprecher der Berliner Senatsverwaltung für Gesundheit, Christoph Lang.
Während einer dreimonatigen Machbarkeitsstudie, die im Juni endete, konnte das Charité-Team an Bord demnach weniger als 100 Studenten erreichen und impfen. Zu wenig, so Lang. Ein abschließender Bericht des Klinikums liege noch nicht vor. Nach seinen Angaben finanzierte das Land die Studie mit 100.000 Euro.
Masern-Eliminationsplan in Arbeit
Im Herbst wolle Berlin einen „Masern-Eliminationsplan“ vorlegen, kündigte Lang an. Es solle um die Steigerung der Impfquoten und aufsuchende Angebote gehen. Es gehe dabei um Möglichkeiten, „bei denen Kosten und Nutzen in besserem Verhältnis stehen“, sagte Lang. Verworfen worden sei die Idee, den Impfbus vor Clubs vorfahren zu lassen – auch aus dem Grund, dass Menschen unter Alkohol- und Drogeneinfluss ohnehin nicht geimpft werden könnten.
Die Mediziner an Bord des Impfbusses hatten im vergangenen Winter zunächst Flüchtlinge in Notunterkünften mit kostenlosen Schutzimpfungen versorgt. Kürzlich kündigte die Charité ein neues Projekt an: Finanziert vom Bundesgesundheitsministerium steuert die rollende Praxis mit zwei Ärztinnen und zwei Pflegekräften an Bord ab Mitte September täglich Schulen an, um über das Thema Impfen aufzuklären und Schutzimpfungen anzubieten. Ein genauer Tourplan steht nach Charité-Angaben noch nicht fest.
Neue Zahlen
An Masern sind in Berlin in diesem Jahr nachweislich bislang knapp 60 Menschen erkrankt, das ist etwas weniger als im Mittel der vergangenen Jahre im Vergleichszeitraum. Knapp ein Drittel der bisherigen Fälle wurde seit Ende Juli gemeldet – betroffen waren Erwachsene, wie aus einem Bericht des Landesamts für Gesundheit und Soziales (Lageso) hervorgeht.
Gerade Menschen, die in den 1980er- und 1990er-Jahren geboren wurden, fehlt oft die zweite Masernimpfung, weil diese damals nicht vorgesehen war. Manche haben auch gar keinen Impfschutz. Weil es sich zumeist um grundsätzlich Gesunde ohne regelmäßigen Kontakt zu Ärzten handelt, fallen solche Lücken in der Regel nicht auf. Infektionen Erwachsener mit Masern können insbesondere für Säuglinge gefährlich werden, die erst ab dem 9. Lebensmonat geimpft werden können.
Aktuellen Zahlen des Robert-Koch-Instituts (RKI) zufolge sind in diesem Jahr schon mehr als zweieinhalb mal so viele Masern-Fälle gemeldet worden wie im gesamten Vorjahr. 860 Menschen erkrankten nach Daten des RKI nachweislich an dem hochansteckenden Virus. Im gesamten Vorjahr gab es demnach 325 Masern-Infektionen.
Mit gut 510 Masern-Fällen am stärksten betroffen ist in diesem Jahr das bevölkerungsreichste Bundesland Nordrhein-Westfalen, vor allem die Städte Duisburg und Essen. Höhere Fallzahlen waren in NRW zuletzt 2006 gezählt worden. Damals waren 1.750 Menschen an Masern erkrankt.
Bei Masern-Ausbrüchen gibt es große jährliche und regionale Schwankungen, wie RKI-Sprecherin Susanne Glasmacher sagte. So wurden etwa in NRW im vergangenen Jahr nur 28 Fälle gezählt. Das RKI hatte schon im März damit gerechnet, dass 2017 nach den geringeren Zahlen von 2016 ein Jahr mit mehr Fällen werden würde.
Im Verhältnis zur Einwohnerzahl sind neben NRW auch Sachsen mit knapp 70 und Hessen mit gut 70 Fällen verstärkt betroffen. Kein Bundesland ist gänzlich masernfrei, mehrere berichten allerdings nur von Einzelfällen, darunter Bremen (3), das Saarland (2) und Mecklenburg-Vorpommern (1).
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