Praxisumfrage: Patienten erleben derzeit Mangel an Medikamenten

Berlin – Die Kassenärztliche Vereinigung (KV) Berlin befürchtet, dass Patienten in der kommenden Erkältungssaison nicht ausreichend mit Medikamenten versorgt werden können. Eine Umfrage der KV zeigt zudem, dass es auch im Augenblick Engpässe gibt.
Darin berichten 82 Prozent der mehr als 430 teilnehmenden Praxen in der Hauptstadt, dass ihre Patienten schon heute nicht mehr alle benötigten Medikamente erhalten. Mangelware sind Antibiotika, dicht gefolgt von Blutdruck-, Fieber- und Schmerzmitteln. Häufig genannt wurden auch Asthmamedikamente und Augentropfen.
73 Prozent der Praxen berichten, dass die Engpässe bereits seit mindestens mehreren Monaten bestehen und über die Hälfte der Befragten berichtet, dass Patienten bereits jetzt um Rezepte für eine Versorgung in den nächsten Monaten bitten.
„Diese Zahlen sind alarmierend und lassen befürchten, dass wir wie im letzten Winter einen massiven Medikamentenmangel haben werden. Nicht nur bei den Kindern, sondern auch bei den Erwachsenen“, erklärte der Vorstand der KV, Burkhard Rupert, Christiane Wessel und Günter Scherer.
Die Ärzteorganisation fordert rasches Handeln von der Politik: „Wir haben fast September. Das Thema Medikamentenmangel muss ganz oben auf die Prioritätenliste des BMG“, so der Appell. Die KV appellierte zudem an die Menschen in Berlin, sich nicht unnötig zu bevorraten. Solche Medikamente könnten an anderer Stelle akut fehlen.
Vom Berliner Apotheker-Verein hieß es, dass tatsächlich „schon seit Jahren in zunehmendem Maße ein Problem mit Lieferengpässen“ bestehe. Diese beträfen immer wieder unterschiedliche Gruppen von Arzneimitteln. „Diese Situation bestimmt auch in hohem Maße die Situation in den Apotheken und sorgt für erheblichen Mehraufwand bei der Versorgung der Patientinnen und Patienten“, hieß es aus dem Verband.
Die Bundesregierung hat in diesem Jahr mit neuen Regelungen auf Lieferengpässe reagiert, die es im vergangenen Herbst und Winter zum Beispiel bei Fiebersäften für Kinder gegeben hatte. Es geht unter anderem um eine Lockerung von Preisregeln für Kinderarzneimittel.
Ist ein Medikament nicht verfügbar, so sollen Apotheken nun einfacher ein wirkstoffgleiches Präparat abgeben dürfen. Auch sollen für bestimmte, wichtige Medikamente größere Vorräte als bisher gehalten werden. Doch Fachleute äußerten Zweifel, dass die Reform schnell genug wirkt.
„Deutschland war einst die Apotheke der Welt, heute müssen wir unsere Medikamente in der Welt mühsam einsammeln. Und selbst dies gelingt uns offensichtlich nicht mehr“, so die Kritik der KV Berlin.
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