Private Krankenversicherer wollen Leistungen ausweiten

Berlin – Viele private Krankenversicherer werden am Jahresende mit der Umstellung auf Unisex-Tarife ihre Leistungen ausweiten und beispielsweise bisherige Beschränkungen bei der ambulanten Psychotherapie aufgeben. Das haben Sprecher des Verbandes der privaten Krankenversicherung (PKV-Verband) auf der Mitgliederversammlung der Organisation in Berlin angekündigt. Die Umstellung bezieht sich zunächst nur auf neue Versicherungsverträge. Inwieweit sie auch Bestandskunden zugutekommen wird, bleibt zunächst offen.
Die Branche reagiert mit der Umstellung auf Kritik am Leistungsumfang der privaten Krankenversicherung. Verbandsvorsitzender Reinhold Schulte (Deutscher Ring/Signal) gestand „ein paar Problempunkte“ beim Leistungsumfang ein und nannte geschlossene Heilmittel-Kataloge und die ambulante Psychotherapie, die bei der PKV nicht immer oder nur beschränkt im Versicherungsschutz enthalten ist.
„Ich höre aus der Branche, dass viele PKV-Unternehmen die Chance der anstehenden Unisex-Tarifumstellung nutzen, um ihre Tarife mit Mindestleistungen zu versehen, mit denen diese Kritikpunkte ausgeräumt werden“, sagte Schulte. Zu den Leistungen, die in den Versicherungsschutz einbezogen werden, dürfte auch die Suchtentwöhnung zählen. Die Entscheidung darüber trifft allerdings jedes einzelne Versicherungsunternehmen, nicht der Verband. Eine spürbare Auswirkung auf die Entwicklung der Leistungsausgaben erwarten die Branchensprecher nicht, weil viele der genannten Leistungen de facto schon heute erstattet würden.
Schulte kritisierte die Schlussfolgerung aus einer kürzlich veröffentlichten Studie des Institut für Mikrodatenanalyse (IfMDA) in Kiel, wonach 80 Prozent der PKV-Tarife weniger leisteten als die GKV. In dem Vergleich seien die Bezugspunkte willkürlich gewählt worden. Beim Zahnersatz, bei Brillen, bei rezeptfreien Arzneimitteln, beim Auslandskrankenschutz und generell bei der Honorierung ärztlicher Leistungen ohne Budgetgrenzen ständen sich Privatversicherte besser als Mitglieder der GKV.
Schulte würdigte die Haltung des Präsidenten der Bundesärztekammer, Frank Ulrich Montgomery, der sich auf dem Deutschen Ärztetag klar zum Erhalt der PKV und des dualen Versicherungssystem bekannt habe. Er sprach von einem „Schulterschluss“ mit der Ärzteschaft. „Auch wir wollen, dass nicht das Budget, sondern die Qualität der medizinischen Versorgung im Vordergrund steht“.
Montgomery stellte als Gastredner der PKV-Mitgliederversammlung heraus, dass der demografische Wandel eine höhere Krankheitslast zur Folge haben werde. „Wir werden im Gesundheitswesen mehr Infrastruktur, mehr Personal und mehr Geld benötigen.“ Montgomery rief dazu auf, die Arbeitsbedingungen für Ärzte so zu verbessern, dass die Abwanderung ins Ausland gestoppt werde.
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