Medizin

Prostatastanz­biopsie: Antibiotika­prophylaxe abhängig von lokaler Resistenzsituation

  • Montag, 6. November 2017
Grüne und weiße Tabletten. /Grycaj, stock.adobe.com

Dresden – Die US-amerikanische wie auch die europäische Urologie-Vereinigung (AUA und EAU) empfehlen Fluorchinolone als erste Wahl zur Prophylaxe bei der Prostata­biopsie. Diese Empfehlung gelte es jährlich zu prüfen, sagte Julius Glauche vom Diakonissen­krankenhaus Dessau von der Klinik für Urologie beim Kongress der Deutschen Gesell­schaft für Urologie (DGU) in Dresden. Denn die Resistenzen gegen diese Gruppe von Antibiotika können regional unterschiedlich zunehmen. Für das Krankenhaus in Dessau lasse sich aufgrund aktueller Daten derzeit noch keine Abkehr von den europäischen Empfehlungen rechtfertigen.

Bei der Prostatastanzbiopsie besteht die Gefahr, dass pathogene Erreger durch den Enddarm in die Blutbahn über­tra­gen werden. Der Urologe muss seinem Patienten daher Antibiotika verschrei­ben.

Glauche und Udo Rebmann konnten eine gleichbleibende Resistenzsituation gegenüber Fluorchinolonen bei E. coli für 2015/2016 an der Klinik für Urologie in Dessau bei 9.000 Patienten bestäti­gen. Bei 160 Patienten wurden multi­resistente Erreger nachgewiesen.

Im gesamten Krankenhaus enthielt fast jeder dritte Abstrich/Kultur von mehr als 4.000 Patienten gegen Fluorchinolone resistente E. coli (31 Prozent). Zusätzlich untersuchten die Urologen noch Rektalabstriche von 218 Patienten. Hiervon waren nur 7 Proben mit multiresistenten Erregern infiziert, was etwa 3 Prozent entspricht.

Glauche und Rebmann bewerten die Gabe von Fluorchinolonen in ihrem Krankenhaus daher noch nicht kritisch. „Aus aktueller Sicht würden wir ab etwa 10 Prozent Resistenz gegenüber Fluorchinolonen eine andere Antibiotikaprophylaxe bei der Prostatabiopsie in Betracht ziehen“, sagte Glauche. Dabei gebe es verschiedene Möglich­keiten, welche entsprechend der lokalen Resistenzsituation gewählt werden sollten.

Die Ergebnisse ließen sich nicht automatisch auf andere Regionen übertragen, erklärte der Assistenzarzt für Urologie und führt fort: „Jedes Krankenhaus sollte basierend auf einer halbjährlichen mikrobiologischen Untersuchung die lokale Resistenzsituation erfassen, antibiotische Standards hinterfragen und eventuell von den Leitlinien abweichen.“

Fosfomycin als Antibiotikaprophylaxe bei transrektalen Prostatabiopsien

Ein zweites Forscherteam vom Krankenhaus Bozen in Italien machte beim DGU-Kongress auf die darmatische Zunahme fluorchinolon- und cephalosporinresistenter Stämme aufmerksam. In einer randomisierten Studie mit 229 Patienten untersuchte es die Effizienz von Fosfomycin als Antibiotikaprophylaxe bei transrektalen Prostata­biopsien. Dafür verglich es zwei Dosisschemata: 3 Gramm Fosfomycin 12 Stunden und 4 Stunden vor der Biopsie sowie 24 Stunden danach; die zweite Gruppe erhielt nur 1 Dosis 4 Stunden vor der Biopsie und ebenfalls 24 Stunden danach.

Nur sehr wenige Patienten erkrankten trotz Antibiotikagabe an Fieber oder mussten stationär aufgenommen werden (n = 8). Fosfomycin sei wirksam und sicher zur anti­biotischen Prophylaxe, schlussfolgern die Urologen. Ob der Patient 1- oder 2-mal 3 Gramm Fosfomycin vor der Biopsie eingenommen hatte, machte für das postoperative Outcome keinen wesentlichen Unterschied.

gie

Diskutieren Sie mit:

Diskutieren Sie mit

Werden Sie Teil der Community des Deutschen Ärzteblattes und tauschen Sie sich mit unseren Autoren und anderen Lesern aus. Unser Kommentarbereich ist ausschließlich Ärztinnen und Ärzten vorbehalten.

Anmelden und Kommentar schreiben
Bitte beachten Sie unsere Richtlinien. Der Kommentarbereich wird von uns moderiert.

Es gibt noch keine Kommentare zu diesem Artikel.

Newsletter-Anmeldung

Informieren Sie sich täglich (montags bis freitags) per E-Mail über das aktuelle Geschehen aus der Gesundheitspolitik und der Medizin. Bestellen Sie den kostenfreien Newsletter des Deutschen Ärzteblattes.

Immer auf dem Laufenden sein, ohne Informationen hinterherzurennen: Newsletter Tagesaktuelle Nachrichten

Zur Anmeldung