Prostatastanzbiopsie: Antibiotikaprophylaxe abhängig von lokaler Resistenzsituation

Dresden – Die US-amerikanische wie auch die europäische Urologie-Vereinigung (AUA und EAU) empfehlen Fluorchinolone als erste Wahl zur Prophylaxe bei der Prostatabiopsie. Diese Empfehlung gelte es jährlich zu prüfen, sagte Julius Glauche vom Diakonissenkrankenhaus Dessau von der Klinik für Urologie beim Kongress der Deutschen Gesellschaft für Urologie (DGU) in Dresden. Denn die Resistenzen gegen diese Gruppe von Antibiotika können regional unterschiedlich zunehmen. Für das Krankenhaus in Dessau lasse sich aufgrund aktueller Daten derzeit noch keine Abkehr von den europäischen Empfehlungen rechtfertigen.
Bei der Prostatastanzbiopsie besteht die Gefahr, dass pathogene Erreger durch den Enddarm in die Blutbahn übertragen werden. Der Urologe muss seinem Patienten daher Antibiotika verschreiben.
Glauche und Udo Rebmann konnten eine gleichbleibende Resistenzsituation gegenüber Fluorchinolonen bei E. coli für 2015/2016 an der Klinik für Urologie in Dessau bei 9.000 Patienten bestätigen. Bei 160 Patienten wurden multiresistente Erreger nachgewiesen.
Im gesamten Krankenhaus enthielt fast jeder dritte Abstrich/Kultur von mehr als 4.000 Patienten gegen Fluorchinolone resistente E. coli (31 Prozent). Zusätzlich untersuchten die Urologen noch Rektalabstriche von 218 Patienten. Hiervon waren nur 7 Proben mit multiresistenten Erregern infiziert, was etwa 3 Prozent entspricht.
Glauche und Rebmann bewerten die Gabe von Fluorchinolonen in ihrem Krankenhaus daher noch nicht kritisch. „Aus aktueller Sicht würden wir ab etwa 10 Prozent Resistenz gegenüber Fluorchinolonen eine andere Antibiotikaprophylaxe bei der Prostatabiopsie in Betracht ziehen“, sagte Glauche. Dabei gebe es verschiedene Möglichkeiten, welche entsprechend der lokalen Resistenzsituation gewählt werden sollten.
Die Ergebnisse ließen sich nicht automatisch auf andere Regionen übertragen, erklärte der Assistenzarzt für Urologie und führt fort: „Jedes Krankenhaus sollte basierend auf einer halbjährlichen mikrobiologischen Untersuchung die lokale Resistenzsituation erfassen, antibiotische Standards hinterfragen und eventuell von den Leitlinien abweichen.“
Fosfomycin als Antibiotikaprophylaxe bei transrektalen Prostatabiopsien
Ein zweites Forscherteam vom Krankenhaus Bozen in Italien machte beim DGU-Kongress auf die darmatische Zunahme fluorchinolon- und cephalosporinresistenter Stämme aufmerksam. In einer randomisierten Studie mit 229 Patienten untersuchte es die Effizienz von Fosfomycin als Antibiotikaprophylaxe bei transrektalen Prostatabiopsien. Dafür verglich es zwei Dosisschemata: 3 Gramm Fosfomycin 12 Stunden und 4 Stunden vor der Biopsie sowie 24 Stunden danach; die zweite Gruppe erhielt nur 1 Dosis 4 Stunden vor der Biopsie und ebenfalls 24 Stunden danach.
Nur sehr wenige Patienten erkrankten trotz Antibiotikagabe an Fieber oder mussten stationär aufgenommen werden (n = 8). Fosfomycin sei wirksam und sicher zur antibiotischen Prophylaxe, schlussfolgern die Urologen. Ob der Patient 1- oder 2-mal 3 Gramm Fosfomycin vor der Biopsie eingenommen hatte, machte für das postoperative Outcome keinen wesentlichen Unterschied.
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