Ärzteschaft

Protest gegen Arzneimittelengpässe in Hessen

  • Dienstag, 25. April 2023
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Frankfurt am Main – Haus- und Fachärzte sowie Psychotherapeuten in Hessen protestieren morgen gegen Liefereng­pässe bei Arzneimitteln und fordern die Politik auf, rasch Abhilfe zu schaffen. Außerdem geht es da­rum, die Zahl der Medizinstudienplätze aufzustocken. Die Praxen sollen morgen geschlossen bleiben. Infoma­terial und Türschilder zu der Aktion stellen die Verbände bereit.

Christian Sommerbrodt, Vorstandsmitglied des Hausärzteverbandes Hessen, weist daraufhin, dass seit Monaten kein Penicillin mehr zu erhalten sei. „Stattdessen muss auf Breitspektrumantibiotika ausgewichen werden, die neben einer erhöhten Resistenzquote ein höheres Nebenwirkungspotenzial besitzen“, so der Hausarzt aus Wies­baden. Seit Monaten seien auch einige Herzmedikamente sowie Antiepileptika nicht mehr verfügbar, kritisierte er.

Auch viele spezifische Kindermedikamente sind schlecht oder gar nicht verfügbar. „Paracetamol und Ibuprofen waren wochenlang nicht erhältlich und sind als Saft immer noch kaum zu haben“, erläuterte Burkhard Voigt, Kinderarzt in Frankfurt und stellvertretender Landesvorsitzender des Berufsverbandes der Kinder- und Jugend­ärzte. Zudem fehle es an Standardantibiotikasäften.

„Selbst Reserveantibiotika sind inzwischen knapp. Deshalb stehen wir jetzt oft vor der Wahl, die Kinder zur intravenösen Therapie in ein Krankenhaus einzuweisen oder zu versuchen, sie mit Tabletten zu therapieren – was gerade bei Kleinkindern meist sehr schwierig ist“, so Voigt.

„Wir verlangen, dass die Politik die Bedingungen für die Pharmaindustrie so gestaltet, dass die Herstellung der Medikamente in Europa wieder möglich ist und auch erfolgt, so dass eine regelmäßige Belieferung der Apothe­ken mit den für Patientenversorgung erforderlichen Präparaten gesichert ist“, lautet die Forderung der Verbän­de.

Ein weiteres Problem sei, dass es seit Jahren immer schwieriger werde, zeitnah Facharzt- oder Psychotherapie­termine zu erhalten. „Angesichts einer alternden Gesellschaft – mit der logischen Konsequenz einer höheren Gesamtmorbidität der Bevölkerung – hätten die Ressourcen im Gesundheitssystem rechtzeitig erhöht werden müssen“, kritisieren die Verbände.

Es gelte nun, schnellstmöglich neue Medizinstudienplätze zu schaffen, fordern sie. Gesundheitskioske seien hingegen keine Lösung: „Alle Menschen haben unabhängig von ihrem sozialen Stand den gleichen Anspruch auf eine medizinische Versorgung auf Facharztniveau“, heißt es in einer gemeinsamen Erklärung.

hil

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