Psychiater fordern mehr Aufklärung zu Demenz und frühzeitige Diagnostik und Behandlung
Berlin – Die Versorgungssituation von Menschen mit psychischen Erkrankungen hat sich in Deutschland in den letzten Jahren verbessert, ist aber längst noch nicht zufriedenstellend. Noch kommen die geeigneten Maßnahmen oft nicht beim Patienten an. Das erklärte die Deutsche Gesellschaft für Psychiatrie und Psychotherapie, Psychosomatik und Nervenheilkunde (DGPPN) anlässlich des heutigen Welt-Alzheimertages.
„Wir gehen davon aus, dass in Deutschland fast jede dritte Demenzerkrankung vermieden werden könnte“, konkretisierte der DGPPN-Präsident Arno Deister. Nötig sei dazu der „richtige Mix aus Prävention, Diagnostik und Therapie“. „Wir wissen, dass allein durch Prävention und eine bessere Implementierung psychosozialer Interventionen in die Versorgung Risikofaktoren frühzeitig erkannt und so Demenz erfolgreich entgegengewirkt werden kann. Auch wenn Demenz bislang nicht heilbar ist, so gibt es doch zahlreiche therapeutische Möglichkeiten, die das Fortschreiten der Krankheit verhindern oder verzögern können“, so Deister.
Der DGPPN-Präsident machte deutlich, dass die Fachgesellschaft die Entwicklung einer nationalen Demenzstrategie unterstützt. Diese hatten Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) und Bundesfamilienministerin Franziska Giffey (SPD) Mitte der Woche ausgerufen.
Mehr Hilfen für Demenzkranke und ihre Angehörigen im Alltag forderte der Sozialverband VdK Deutschland. „Menschen mit Demenz und ihre Familien sind häufig völlig isoliert. Deshalb brauchen sie die Unterstützung von Politik und Gesellschaft“, erklärte die Präsidentin des Verbandes, Verena Bentele, zum Welt-Alzheimertag. Pflegende Angehörige hätten zwar rechtlich Anspruch auf Entlastung, in der Realität fänden sie aber nur ungenügende Angebote, die ihnen finanziell, zeitlich und organisatorisch helfen, stellte Bentele fest. „Es mangelt oft an Pflegeunterstützung, etwa in der Kurzzeit- oder Tagespflege. Diese Angebote müssen ausgebaut werden“, sagte sie.
Über große Ängste in der Bevölkerung, aber auch die Bereitschaft, an klinischen Studien teilzunehmen, berichten die Unternehmen Novartis und Amgen. Danach befürchten von rund 1.000 Befragten aus Deutschland 64 Prozent, dass sie an Alzheimer erkranken könnten. 77 Prozent sind bereit, an klinischen Studien teilzunehmen, aber 74 Prozent der deutschen Befragten wissen nicht, wie sie sich beteiligen könnten.
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