Bundesregierung plant eine nationale Demenzstrategie

Berlin – Den Startschuss für eine nationale Demenzstrategie haben Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) und Bundesfamilienministerin Franziska Giffey (SPD) gegeben. „Menschen mit Demenz und ihre Familien gehören in die Mitte der Gesellschaft. Es darf kein Tabu mehr sein, über Demenz zu sprechen. Wir brauchen eine demenzfreundliche Gesellschaft“, sagte Spahn bei der Vorstellung eines Berichts „Allianz für Menschen mit Demenz 2014–2018“ in Berlin. „Jeder ist gefragt, die Situation von Demenzkranken zu verbessern. Dazu gehört eine gute pflegerische und medizinische Versorgung genauso wie ein verständnisvoller Umgang im Alltag – in Arztpraxen, Krankenhäusern, Bürgerämtern oder im Supermarkt“, so der Minister im Vorfeld des Welt-Alzheimertages am 21. September.
In der „Allianz für Menschen mit Demenz“ haben sich Bund, Länder und kommunale Spitzenverbände sowie über 20 Verbände und Institutionen aus dem Pflege- und Gesundheitsbereich, der Wissenschaft und der Zivilgesellschaft zusammengeschlossen, unter anderem die Bundesärztekammer (BÄK). Der neue Bericht gibt Auskunft über die erfolgten Maßnahmen. Insgesamt wurden 450 Projekte umgesetzt.
„Der Bericht zeigt, dass es uns durch eine Fülle konkreter Maßnahmen vor Ort gelungen ist, die Lebenssituation vieler Erkrankter und ihrer Angehörigen zu verbessern“, zog Giffey ein Fazit der Arbeit seit 2014. „Nun starten wir die Entwicklung einer nationalen Demenzstrategie. Dabei steht für mich eines im Vordergrund: Wir müssen es schaffen, dass die Rahmenbedingungen für Menschen mit Demenz bundesweit verbessert werden. Zum Beispiel ist unser Ziel, gleiche, gute Qualität bei den Anlaufstellen vor Ort im ganzen Bundesgebiet zu schaffen“, so die Ministerin.
Die nächsten Schritte sind nun laut Spahn und Giffey die Einrichtung einer Geschäftsstelle beim Deutschen Zentrum für Altersfragen, die vom Bundesfamilien- und -gesundheitsministerium gemeinsam finanziert wird. Noch im Herbst 2018 soll die konkrete Arbeit an der Demenzstrategie beginnen. Anfang 2020 soll das Bundeskabinett sie beschließen.
Die BÄK begrüßte die Entscheidung für eine nationale Demenzstrategie der Bundesregierung. „In einer Gesellschaft des langen Lebens wächst die Zahl alter und hochbetagter Menschen kontinuierlich. Demenz ist damit eine der größten Herausforderungen unserer Zeit. Viele Demenzkranke sind auf Hilfe im Alltag und Pflege angewiesen. Wir brauchen deshalb größere Anstrengungen für eine bestmögliche Betreuung dieser Menschen, um ihnen zu einem möglichst langen selbstbestimmten Leben in der Gesellschaft zu verhelfen“, sagte der BÄK-Vizepräsident Max Kaplan.
Auch die Deutsche Alzheimer-Gesellschaft lobte die Initiative. „Menschen mit Demenz und ihre Angehörigen brauchen auch nach Beendigung der Arbeit der Allianz die Unterstützung aller Akteure im Themenfeld Demenz. Von daher ist es richtig, mit einer nationalen Demenzstrategie gemeinsam weitere Ziele zu erarbeiten und umzusetzen. Dafür müssen auch Ressourcen bereitgestellt werden“, sagte die Vorstandsvorsitzende der Gesellschaft, Monika Kaus.
Zustimmung kam auch vom Deutschen Pflegerat. „Der Deutsche Pflegerat begrüßt es außerordentlich, dass die Allianz für Menschen mit Demenz gemeinsam mit allen Akteuren zu einer nationalen Demenzstrategie weiterentwickelt und verbindlich festgelegt wird“, sagte dessen Präsident Franz Wagner. Er betonte, nur qualifiziertes Personal könne eine bedarfsgerechte und qualitativ hochwertige Pflege ermöglichen. „Die Bedeutung demenzieller Erkrankungen muss daher schon in der Pflegeausbildung berücksichtigt werden“, so Wagner.
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