Psychische Gesundheit: Angebot für Rettungskräfte

Leipzig – Jeder siebte Beschäftigte im Rettungsdienst berichtet von Depressionen. Ein neues Onlineangebot will Rettungskräften nun Hilfe bieten.
Die Plattform rupert-community.de bietet Informationen, ein Forum für den Austausch und hilfreiche Werkzeuge zum Schutz der psychischen Gesundheit. Darauf wies die Stiftung Deutsche Depressionshilfe und Suizidprävention hin. Gemeinsam mit dem Diskussionsforum Depression plant die Stiftung auch eine Begleitstudie.
13,7 Prozent der Rettungskräfte hatten in einer Untersuchung des Robert-Koch-Instituts angegeben, in den vergangenen zwölf Monaten von einer depressiven Erkrankung betroffen gewesen zu sein. Das seien doppelt so viele Betroffene wie in der Allgemeinbevölkerung, hieß es.
Aufgrund der starken physischen und psychischen Belastung zählten diese Beschäftigten zur Risikogruppe für Belastungsstörungen und Depression, sagte der Facharzt für Psychotherapeutische Medizin und Moderator beim Diskussionsforum Depression, Nico Niedermeier. Bislang fehle es jedoch an Aufklärung und vorbeugenden Angeboten.
Zu den Stressfaktoren von Rettung zählen demnach ein rascher Wechsel von Erholungs- und Aktivitätsphasen, der Umgang mit der Verantwortung für das Leben anderer, eine erhöhte Schmerzbelastung – vor allem durch Rückenschmerzen – und der verschobene Tag-Nacht-Rhythmus durch Schichtarbeit.
Durch die Coronapandemie sowie Personalengpässe habe sich die Belastung zusätzlich erhöht. Zu den alltäglichen Anforderungen könnten darüber hinaus Traumatisierungen durch Extremereignisse hinzukommen.
International sind den Angaben zufolge etwa elf Prozent der Rettungskräfte von einer Posttraumatischen Belastungsstörung betroffen – im Vergleich zu bis zu drei Prozent in der Allgemeinbevölkerung. Zudem seien 68 Prozent der Beschäftigten im Rettungsdienst männlich.
„Die Angst vor Karrierenachteilen oder die Befürchtung, als ,schwach und unmännlich' angesehen zu werden, hält leider immer noch viele Rettungskräfte davon ab, sich professionelle Hilfe zu holen, wenn psychische Belastungen zunehmen“, erklärte Niedermeier.
Das Programm wolle daher auch Männer gezielt ansprechen. Zudem gelte es, die breite Bevölkerung über entsprechende Risiken aufzuklären.
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