Ärzteschaft

Umfrage: Krankenhausalltag ist häufig eine Überlastung

  • Dienstag, 20. September 2022
/Monika Wisniewska, stock.adobe.com
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Berlin – Die hohe Arbeitsbelastung im Krankenhaus überlastet viele Nachwuchsärzte. Das zeigt eine neue Umfrage des Arbeitskreises „Junge Ärztinnen und Ärzte im Hartmannbund (HB)“. Von den 850 Befragten gaben rund 90 Prozent an, deutlich mehr zu arbeiten, als es ihrem Stellenan­teil entspricht, obwohl nur knapp die Hälfte der sogenannten Opt-Out-Regelung zugestimmt haben.

Nach wie vor werden Überstunden in etwa einem Viertel der Krankenhäuser nicht erfasst. Mehr als 40 Prozent der befragten Ärzte in Weiterbildung können sich außerdem nicht auf ihre Dienstpla­nung verlassen. Bei über 13 Prozent ist auch die Urlaubsplanung unzuverlässig.

Wichtig ist laut HB zudem, dass es bei über 95 Prozent der Teilnehmenden keine Klinikkon­zepte gibt, um den Ausfall von Kollegen aufzufangen. In der Umfrage gaben 66 Prozent an, dass ihre Abteilung praktisch dauer­haft am Limit arbeitet.

„Ohne Balance zwischen Belastung und Entspannung steigt das Gesundheitsrisiko unseres Berufes immer mehr. Hier muss dringend nachgebessert werden“, fordert Moritz Völker, Vorsitzender des Arbeitskreises junger Ärztinnen und Ärzte. Er warnte, jeder Zweite plane seinen Stellenanteil zu reduzieren, um wieder auf ein ge­sundes Arbeitspensum zu kommen.

Der HB kritisiert, die Gesundheit der Ärzte gelte „in unserem Gesundheitssystem offensichtlich als nachran­gig“. Dabei sei ein gesundheitsfördernder Umgang der Ärzteschaft mit der eigenen Gesundheit elementar. Mehr als 45 Prozent der Befragten haben laut der Umfrage bisher keinen Hausarzt oder eine Hausärztin.

Der Grund: Sie haben keine Zeit, sich eine Praxis zu suchen und setzen daher auf Selbstmedi­kation. In der Umfrage gaben fast 40 Prozent an, schon häufig trotz Krankheitsgefühl gearbeitet zu haben, bei über zehn Prozent war dies sogar schon sehr häufig der Fall.

Mehr als 73 Prozent der Befragten haben zudem das Gefühl, dass ihnen die Freude an der Arbeit verloren geht. „Es besteht die akute Gefahr, dass diese Kolleginnen und Kollegen nicht nur weiter ihre Stelle reduzieren, sondern dem Gesundheitssystem ganz verloren gehen“, so Völker.

Die Umfrageteilnehmer fordern eine verlässliche Dienstplanung, ausreichend Personal, geregelte Arbeitszei­ten, strengere Arbeitszeitkontrollen, Delegation nicht ärztlicher Tätigkeiten und kluge Digitalisierung.

Außerdem wünschen sie sich einen wertschätzenden Umgang innerhalb des Kollegiums, weniger Bürokratie und die Möglichkeit einer regelmäßigen Mittagspause. „Dann können sie sich vorstellen, ihre Arbeit in Zukunft wieder zufrieden und langfristig auch gesund ausführen zu können“, hieß es aus dem HB.

hil

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