Psychotherapie: Hohe Nachfrage nach Terminen in Niedersachsen

Hannover – Seit dem 1. April können über die Servicestellen der Kassenärztlichen Vereinigungen (KVen) nicht nur Facharzt-, sondern auch Psychotherapeuten-Termine angefragt werden. Die ersten Zahlen zeigen: Die Nachfrage ist groß.
In Niedersachsen sind bei der Servicestelle der Kassenärztlichen Vereinigung Niedersachsen (KVN) zwischen dem 3. April und dem 18. April dieses Jahres 6.167 Anrufe eingegangen. Davon ging es nach Angaben der KVN bei rund 3.600 Anrufen um das Thema Psychotherapie. Rund einem Drittel der Anrufer wird ein Termin vermittelt. Andere Anrufer wollten allgemeine Informationen oder einen Termin bei einem bestimmten Arzt bekommen, was über die Servicestelle nicht möglich ist.
Die Psychotherapeuten machten gut mit, sagte der stellvertretende Pressesprecher der KVN, Uwe Köster. Es seien schon viele Terminvorschläge im Onlinesystem verzeichnet – das betreffe freie Termine genauso wie Therapiezeiten, so das erste Fazit von Seiten der Kassenärztlichen Vereinigung.
Psychotherapeuten sehen zentrale Terminvergabe kritisch
Die Patienten können sich aber weder den Therapeuten, noch den Termin oder die Region aussuchen. Das heiße: Wenn der vermittelte Patient doch nicht erscheine, bleibe man auf der freien Stunde sitzen, in der man auch gut andere Patienten hätte behandeln können, sagte Enno Maaß, stellvertretender Bundesvorsitzender der Deutschen Psychotherapeuten Vereinigung (DPtV).
Er betonte, der Druck für die Psychotherapeuten habe sich erhöht, denn sie seien einerseits dazu verpflichtet, freie Sprechzeiten anzubieten, erhielten aber eine geringere Vergütung als vorher. Die Honorare liegen drei Prozent unter der bundessozialgerichtlich festlegten Mindestvergütung der genehmigungspflichtigen Psychotherapie-Leistungen.
Maaß erklärte zudem, die Psychotherapeuten würden ihre Termine lieber selbst anbieten, statt zentral Patienten vermittelt zu bekommen. „Das System wäre dann flexibler. Für uns Behandelnde ist es außerdem wichtig, beim ersten Kontakt gleich einen Eindruck vom zukünftigen Patienten zu bekommen“, erklärte er.
Zudem gab es schon vorher Engpässe bei der Versorgung, was sich vor allem im großen Flächenland Niedersachsen bemerkbar mache, erklärte Maaß. Gerade in ländlichen Regionen wie Ostfriesland, wo Maaß seine Praxis hat, gebe es verhältnismäßig wenige Psychotherapeuten. Dieses Problem habe auch die zentrale Terminvergabe nicht gelöst.
Diskutieren Sie mit
Werden Sie Teil der Community des Deutschen Ärzteblattes und tauschen Sie sich mit unseren Autoren und anderen Lesern aus. Unser Kommentarbereich ist ausschließlich Ärztinnen und Ärzten vorbehalten.
Anmelden und Kommentar schreiben
Bitte beachten Sie unsere Richtlinien. Der Kommentarbereich wird von uns moderiert.
Diskutieren Sie mit: