Reanimation sollte jährlich zum Unterricht an Schulen gehören

Berlin – Bundesweit sollten alle Schüler ab der siebten Klasse jährlich zwei Stunden in Reanimation unterrichtet werden. Dafür haben sich gestern die Delegierten des 125. Deutschen Ärztetags ausgesprochen. Sie richteten sich an die Kultusminister der Länder und riefen sie auf, dies umzusetzen, sofern es noch keine entsprechenden Regelungen gibt.
In der Begründung schreiben die Antragsteller, dass jährlich in Deutschland rund 70.000 Menschen einen Herz-Kreislauf-Stillstand erleiden. Aktuell überlebten nur zehn Prozent der Betroffenen. Mit jeder Minute sinke die Überlebenswahrscheinlichkeit.
Im Gegenzug betrage die durchschnittliche Eintreffzeit des Rettungsdienstes allerdings rund neun Minuten. Dies sei jedoch regional unterschiedlich. „Ein sofortiger Beginn einer Herzdruckmassage bei einem Herz-Kreislauf-Stillstand ist daher unverzichtbar“, heißt es in dem Beschluss.
Die Delegierten weisen darauf hin, dass derzeit in nur 40 Prozent der Fälle medizinische Laien vor dem Eintreffen des Rettungsdienstes eine Herzdruckmassage vornehmen. Es werde geschätzt, dass eine Steigerung der Laienreanimationsrate auf das Niveau anderer Länder mehr als 10.000 Menschen jährlich retten könnte.
Dem Antrag zufolge empfiehlt die Weltgesundheitsorganisation (WHO) bereits seit 2015, die Wiederbelebung ab der 7. Klasse im Unterricht einzuführen. Der Schulausschuss der Kultusministerkonferenz habe bereits 2014 die Einführung von Wiederbelebungsunterricht an Schulen empfohlen. „In der Praxis zeigt sich jedoch, dass dies nur unzureichend oder gar nicht umgesetzt wird.“
Der Beschluss lenkt auch den Blick auf andere Länder. Demnach habe Dänemark entsprechende Veränderungen im Schulunterricht bereits 2005 eingeführt und unter anderem dadurch die Laienreanimationsquote von rund 20 Prozent (2000) auf mehr als 60 Prozent (2020) steigern können.
Auch die Niederlande und Schweden wiesen eine Laienreanimationsquote von mehr als 70 Prozent auf. „Die Verbesserung der Ausbildung von Schülerinnen und Schülern erscheint ein effektiver, einfacher und nachhaltiger Weg, um die Laienreanimationsquote nachhaltig zu steigern.“
Der 125. Deutsche Ärztetag 2021 fordert darüber hinaus eine flächendeckende verpflichtende Umsetzung der Telefonreanimation in ganz Deutschland. Die Träger der Leitstellen werden in einem weiteren Beschluss der Delegierten dazu aufgerufen, die Umsetzungsquote zügig und deutlich zu erhöhen. Zudem müssen diese für eine bessere personelle Ausstattung der Leitstellen sorgen.
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