Regionale Versorgungsdefizite bei Erreichbarkeit von Spezialkliniken
Bonn – Bei Schlaganfall, Herzinfarkt oder schweren Verletzungen entscheiden über den Behandlungserfolg der Patienten oft Minuten. Entsprechend wichtig ist es, dass spezialisierte Versorgungseinrichtungen schnellstmöglich erreichbar sind. Für den Großteil der Bevölkerung ist dies hierzulande möglich.
Das ist das Ergebnis einer Auswertung des Bundesinstituts für Bau-, Stadt- und Raumforschung (BBSR). Demnach müssen jedoch rund 25 Millionen Menschen länger als 30 Minuten fahren, bevor sie eine entsprechende Spezialklinik erreichen.
Laut der Analyse leben bundesweit rund neun Millionen Menschen (elf Prozent der Bevölkerung) in Regionen, die mehr als 30 Fahrminuten von einer Stroke Unit entfernt sind. Vor allem in Teilen der Altmark (Sachsen-Anhalt) sowie der Region Elbe-Elster/Anhalt-Wittenberg (Sachsen-Anhalt) sieht es somit für potenzielle Schlaganfallspatienten eher schlecht aus.
Rund 400.000 Menschen leben der Untersuchung zufolge sogar an Orten, die mehr als 60 Minuten Fahrzeit von einer derart spezialisierten Schlaganfallseinrichtung entfernt sind.
Auch viele Patienten mit unklaren Brustschmerzen müssen lange fahren, bevor sie eine der bundesweit 290 zertifizierte „Chest Pain Units“ erreichen. Rund 14,5 Millionen Menschen (17,5 Prozent der Bevölkerung) leben in Regionen, die mehr als 30 Minuten von einem spezialisierten Krankenhaus entfernt sind.
Auch hier sind vor allem Teile der Altmark betroffen. Aber auch rund um die Mecklenburgischen Seenplatte sowie in Nord- und Süd-Brandenburg, einige Mittelgebirgsregionen und Grenz- und Küstenbereichen hapert es mit der Erreichbarkeit. Fast eine Million Menschen brauchen zur nächsten Chest Pain Unit mehr als eine Stunde Fahrzeit.
Etwas besser sieht es dagegen bei Unfällen aus: Die bundesweit 668 Traumazentren sind so verteilt, dass der Rettungsdienst eines davon innerhalb von maximal 60 Minuten erreicht – egal, von wo aus er startet.
Bei einem Schwellenwert von 30 Minuten weisen jedoch auch hier einige Regionen auch hier ein Versorgungsdefizit auf: Rund zwei Millionen Menschen (2,5 Prozent der Bevölkerung) leben in den betroffenen ländlichen, dünn besiedelten Räumen, die vor allem im Nordosten Deutschlands liegen.
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