Politik

Rentnern sind Beiträge der privaten Krankenversicherung zu hoch

  • Montag, 22. Oktober 2012
Uploaded: 22.10.2012 16:17:48 by mis
dpa

Berlin – In diesem oder dem vergangenem Jahr hat fast jeder zweite privat versicherte Rentner eine höhere Selbstbeteiligung an den Behandlungskosten akzeptiert oder ist in einen Tarif mit weniger Leistungen gewechselt. Von den Beamten im Ruhestand hat knapp jeder Dritte auf diesem Weg seine Prämienzahlungen reduziert. Das berichtet das Wissenschaftliche Institut der AOK (WidO) heute im sogenannten WidO-Monitor. Für die Studie hatten Meinungsforscher im Auftrag des Instituts jeweils rund 1.000 zufällig ausgewählte privat und gesetzlich Krankenversicherte befragt. Die Befragung fand im April und Mai 2012 statt.

Danach schneidet die eigene Krankenversicherung in der allgemeinen Beurteilung durch die Versicherten beider Systeme überwiegend gut ab. Mehr als zwei Drittel der Befragten sind mit ihrer jeweiligen Krankenversicherung insgesamt „sehr zufrieden“ beziehungs­weise „zufrieden“ (GKV: 76,0 Prozent, PKV: 76,6 Prozent).

Bei einer Auswertung nach dem beruflichen Status der Befragten zeigen sich vor allem bei privat Versicherten laut WidO Unterschiede zwischen einzelnen Teilgruppen. So äußern sich die Beamten am häufigsten zufrieden, die privat versicherten Rentner dagegen am häufigsten kritisch: Knapp zwei Drittel (63,3 Prozent) von ihnen sind mit ihrer Krankenversicherung zufrieden. „Die im Vergleich zur GKV geringere Zufriedenheit der Rentner in der PKV könnte ein Indiz für die häufiger erlebte, steigende finanzielle Belastung im Alter sein“, hieß es aus dem WidO.

Rund zwei Drittel der gesetzlich Versicherten (68,1 Prozent) findet die Idee, Beamte, Selbstständige und Besserverdiener an der solidarischen Finanzierung der Gesund­heits­versorgung zu beteiligen, „gut“ oder „sehr gut“. Wie zu erwarten, ist bei Privat­versicherten die Akzeptanz für ein einheitliches solidarisches Finanzierungssystem über alle Bevölkerungsgruppen hinweg geringer: Rund ein Drittel (34,8 Prozent) der PKV-Versicherten begrüßen diesen Vorschlag und kritisieren damit explizit die derzeitige PKV-Finanzierung. Vor allem Rentner sprechen sich laut der WidO-Umfrage überdurch­schnittlich häufig für eine einheitliche solidarische Finanzierung über alle Bevölkerungs­gruppen hinweg aus, nämlich 73,7 Prozent der gesetzlich versicherten und 49,4 Prozent der privat versicherten Rentner.  

Der Verband der Privaten Krankenversicherung (PKV) bezweifelte deren Aussagekraft. Die genannten Zahlen zum angeblichen Tarifwechsel und zur geänderten Selbstbe­teiligung „passen bei weitem nicht zur Realität in der konkreten Kundenbetreuung der privaten Versicherungsunternehmen", erklärte Verbandssprecher Stefan Reker. Die Umfrage zeige vielmehr erneut eine sehr hohe Zufriedenheit der gesetzlich und privat Versicherten mit dem dualen Gesundheitssystem.    

Die Linkspartei sieht sich indes in ihrer Forderung nach einer Abschaffung der privaten Krankenversicherung und der Einführung einer Bürgerversicherung bestätigt. „Die private Krankenversicherung wird immer mehr zum Armutsrisiko für Ältere“, erklärte Harald Weinberg, Gesundheitsexperte der Linksfraktion im Bundestag. Für viele Privatversicherte waren die Beiträge in den vergangenen Jahren deutlich gestiegen.

hil

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