Ärzteschaft

Rheuma greift auch das Gehör an

  • Donnerstag, 28. Februar 2019
/Ingo Bartussek, stockadobecom
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Berlin – Entzündlich rheumatische Erkrankungen greifen nicht nur die Gelenke an. Zu den wenig bekannten Folgen gehören Schäden am Innenohr. Das berichtet die Deutsche Gesellschaft für Rheumatologie (DGRh) anlässlich des Welttags des Hörens am 3. März.

Die rheumatoide Arthritis (RA) beginnt häufig im Alter von 50 bis 70 Jahren. In dieser Zeit lässt auch das Hörvermögen vieler Menschen nach. „Es ist deshalb schwer zu beurteilen, ob die RA die Entwicklung der Schwerhörigkeit im Alter fördert“, erläutert Hendrik Schulze-Koops, Präsident der DGRh. Viele epidemiologische Studien deuteten jedoch darauf hin, dass Menschen mit RA häufiger als andere unter Hörstörungen leiden, sagte der leitender Rheumatologe am Klinikum der Ludwig-Maximilians-Universität München. Er rät allen Rheumakranken, ihr Gehör regelmäßig überprüfen zu lassen. „Eine Verschlechterung der Hörleistung kann darauf hinweisen, dass die Behandlung der Erkrankung nicht optimal ist und die Dosis der Medikamente überprüft werden muss“, so Schulze-Koops.

Auf einen möglichen Zusammenhang zwischen Hörstörungen im Alter und der Entwicklung einer Demenz weist die Deutschen Gesellschaft für Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde, Kopf- und Hals-Chirurgie (DGHNO-KHC) hin. Das Hörvermögen nimmt laut der Fachgesellschaft etwa ab Mitte 50 ab. Mit 65 Jahren ist jeder dritte Mensch auf beiden Ohren schwerhörig. Diese Hörstörung führe dazu, dass ältere Menschen im Radio und Fernsehen nicht mehr alles mitbekommen, im Gespräch weniger gut folgen können und daher die Gesellschaft anderer meiden. „Die soziale Isolierung und die fehlenden Anregungen durch die Umwelt könnten langfristig dazu führen, dass Menschen mit Hörstörungen sich geistig nicht mehr so gut entfalten können und deshalb schneller abbauen“, berichtet die DGHNO-KHC-Expertin Christiane Völter von der Ruhr-Universität Bochum.

Wenn sich diese Vermutung bestätigen sollte, dann könnte die Behandlung von Hörstörungen einen wichtigen Beitrag zur Vorbeugung einer Demenz im Alter leisten. „Das Hörvermögen wäre dann einer der wenigen heute bekannten Risikofaktoren für das Auftreten einer Demenz, die sich auch behandeln ließe“, so Völter. 

Unabhängig davon, ob eine Hörrehabilitation die Entwicklung von Demenz­erkrankungen beeinflussen kann, wirkten sich Hörgeräte und Cochlea-Implantate aber überaus positiv auf die Lebensqualität der Betroffenen und ihrer Angehörigen aus, betonte sie. 

hil

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