Risiken für Campylobacterinfektionen steigen an den Festtagen

Berlin – Insbesondere zu Weihnachten und Silvester werden bevorzugt Fondue- oder Raclette-Essen mit Fleisch in familiärer Atmosphäre eingenommen. Dabei wird unter Umständen rohes Fleisch auch mit bloßen Händen angefasst, wodurch die Gefahr steigt, dass zum Beispiel Campylobacterkeime vom Fleisch auf die Hände, andere Lebensmittel oder Utensilien gelangen und auf diesem Weg zu Infektionen beim Menschen auslösen können.
Das Monitoring der meldepflichtigen Campylobacter-Enteritis-Erkrankungen zeigt laut Daten des Robert-Koch-Instituts (RKI) jedes Jahr ein einen wiederkehrenden Anstieg der Fälle mit Krankheitsbeginn mehrere Tage nach den Weihnachts- und Neujahrsfeiertagen (Winterspitze).
Daher stellten RKI-Forscher die Hypothese auf, ob die Winterspitze der Campylobacter-Infektionen womöglich mit Fleischfondue- oder Raclette-Essen an den Feiertagen zusammenhängen. Dazu wurden Datensätze von Fallpatienten (n=182), die sich im Zeitraum zwischen 25.12.2018 bis 8.1.2019 infizierten mit Kontrollpatienten (n=260) verglichen, die sich an irgendwelchen anderen Tagen zwischen 30.11.2018 and 28.2.2019 infizierten.
Die Auswertung der Onlineumfrage von Januar bis März 2019 (Scientific Reports 2021; DOI: 10.1038/s41598-021-02423-8) ergab, dass Personen, die direkt nach den Feiertagen an einer Campylobacterinfektion erkrankt waren, hatten häufiger an einem Fleischfondue- oder Raclette-Essen an den Feiertagen teilgenommen und häufiger infiziert waren, als die Kontrollgruppe. Die Korrelation war noch stärker ausgeprägt, wenn zu diesen Mahlzeiten Hühnerfleisch angeboten wurde.
Verbraucher sollten sich dieses Infektionsrisikos bewusst sein und bei Fondue- und Raclette-Essen mit rohem Fleisch besonders gut auf die Küchenhygiene achten, so das Fazit der Studienautoren. Hierzu zählen eine gründliche Handhygiene, das konsequente Trennen von rohem Fleisch von anderen Lebensmitteln sowie Küchenutensilien und Zubereitungsflächen direkt nach Kontakt mit rohem Fleisch zu reinigen, insbesondere auch wenn die Zubereitung von anderen Bestandteilen einer Mahlzeit, die ohne weiteres Erhitzen verzehrt werden, wie zum Beispiel Salate, folgen.
„Durch konsequentes Trennen von rohem Fleisch, vor allem von Geflügel, und Lebensmitteln, die ohne weiteres Erhitzen verzehrt werden, lassen sich Campylobacterinfektionen vermeiden“, so die Einschätzung von Andreas Hensel, Präsident des Bundesinstituts für Risikobewertung (BfR).
Zum optimalen Schutz vor lebensmittelbedingten Infektionen mit Campylobacter im Haushalt hat das BfR für Verbraucher weitere Tipps zusammengestellt (siehe Linkkasten).
Besonders häufig infizieren sich kleine Kinder und junge Erwachsene mit Campylobacterkeimen, die mit Durchfallerkrankungen, in Einzelfällen aber auch mit schwerwiegende Nervenerkrankungen oder Gelenkentzündungen einher gehen. Besonders häufig werden Campylobacterkeime in rohem Geflügelfleisch sowie in unzureichend erhitzten Lebensmitteln wie beispielsweise Hühnereier, Rohmilch und Rohfleischerzeugnisse (u.a. Mett) nachgewiesen.
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