Ärzteschaft

Chirurgen begrüßen Böllerverbot an Silvester

  • Donnerstag, 30. Dezember 2021
/picture alliance, Andreas Franke
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Berlin – Die Entscheidung von Bund und Ländern, auch in diesem Jahr den Verkauf von Böllern und Feu­er­werk zu Silvester zu untersagen, stößt bei Ärzten auf eine hohe Akzeptanz.

Viele Menschen brächten sich durch Böller und Raketen selbst in Gefahr; oftmals komme es zu schwers­ten Verletzungen an den Händen, die in der Notaufnahme behandelt werden müssten, erklärten die Deutsche Gesellschaft für Handchirurgie (DGH) und die Deutsche Gesellschaft für Orthopädie und Un­fall­chirurgie (DGOU).

Die Krankenhäuser seien jedoch aufgrund der Coronapandemie ohnehin schon überlastet, warnten sie. Denn schon in normalen Jahren stelle die Silvesternacht in den Notaufnahmen eine besondere Heraus­for­derung dar, so die Fachgesellschaften. Denn an keinem anderen Tag im Jahr würden sich so viele Menschen die Hände verletzen wie an Silvester.

Besonders unter Alkoholeinfluss und bei Verwendung von veralteten, selbst gebauten oder illegalen Feuerwerkskörpern entstünden schwerste Verletzungen, welche in der Notaufnahme behandelt werden müssen.

„Die Patienten kommen mit abgetrennten Fingern, Verbrennungen, Frakturen und Weichteilverletzungen zu uns“, berichtete Max Haerle, Ärztlicher Direktor des Zentrums für Hand- und Plastische Chirurgie der RKH Klinik in Markgröningen und Präsident der DGH. „Oft sind die Verletzungen so schwer, dass die Pa­tienten trotz schneller ärztlicher Hilfe und erfolgreicher rekonstruktiver Eingriffe irreversible Schäden davontragen.“

DGH und DGOU sind trotz des Verbots überzeugt, dass Silvesterfeiern in diesem Jahr nicht nur zu mehr Coronainfektionen, sondern auch zu weiteren Herausforderungen für die ohnehin überlasteten Kliniken führen würden. Denn aufgrund des Verkaufsverbots griffen erfahrungsgemäß viele Menschen zu illegalen oder selbst gebauten Feuerwerkskörpern, die eine noch ungemein höhere Verletzungsgefahr bergen würden als handels­übliche Böller.

„Wir appellieren an alle Bürgerinnen und Bürger, dem Verbot zu folgen und in diesem Jahr auf Silvester­feiern und Böllern zu verzichten“, sagte Michael J. Raschke, Präsident der Deutschen Gesellschaft für Unfallchirurgie (DGU), stellvertretender Präsident der DGOU sowie Direktor der Klinik für Unfall-, Hand- und Wiederherstellungschirurgie am Universitätsklinikum Münster.

„Unsere Notaufnahmen, Rettungsdienste und Feuerwehren sind ohnehin überlastet – sie brauchen jetzt wirklich keine Patienten, die mit schweren und vermeidbaren Handverletzungen ärztliche Hilfe suchen.“

Auch der TÜV hat wenige Tage vor Silvester vor illegalen Raketen und Böllern gewarnt. „Von Böllern, die auf Märkten im Ausland, über suspekte Social-Media-Kanäle oder im Hinterzimmer von Kiosken angebo­ten werden, sollte man unbedingt die Finger lassen“, erklärte der TÜV-Verband.

Viele illegale Knaller hätten eine deutlich stärkere Explosionswirkung als legale Produkte. Feiernde sollten deshalb nur Feuerwerk abbrennen, das in Deutschland zugelassen ist.

Wegen der Coronapandemie ist auch zum Jahreswechsel 2021/2022 der Verkauf von Feuerwerkskörpern, Raketen und Böllern in Deutschland verboten. Ein generelles Feuerwerksverbot gibt es jedoch nicht. Wer zu Hause noch aus den Vorjahren stammendes Feuerwerk hat, kann dies abbrennen.

EB/dpa/afp

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