Risikostrukturausgleich: AOK Bayern pocht erneut auf Umbau
München – In der Diskussion um den Finanzausgleich zwischen den Krankenkassen hat sich die AOK Bayern erneut für eine Überarbeitung des Risikostrukturausgleichs (RSA) ausgesprochen. Die Kasse regt an, in den Finanzausgleich alle kodierten Diagnosen einzubeziehen und nicht nur wie bislang eine Auswahl von 80 Krankheiten zu berücksichtigen.
„Dies würde die Zielgenauigkeit des Morbi-RSA erhöhen“, sagte der Vorsitzende des Verwaltungsrats der Kasse, Ivor Parvanov, anlässlich einer Veranstaltung der Krankenkasse in München. Der Präsident des Bundesversicherungsamtes, Frank Plate, bestätigte, dass es verwaltungstechnisch einfacher sei, alle kodierten Diagnosen zu berücksichtigen, als nur eine Auswahl davon.
Der Risikostrukturausgleich zwischen den gesetzlichen Krankenkassen besteht seit 1994. Grund ist die ungleiche Versichertenstruktur bei den Krankenkassen. Der RSA soll Wettbewerbsnachteile bei jenen Kassen vermeiden, die mehr chronisch Kranke und Menschen mit geringerem Einkommen versichern. Zudem soll er Risikoselektion vermeiden, also verhindern, dass die Kassen sich nur um möglichst junge und gesunde Versicherte bemühen.
Seit 2009 gilt der morbiditätsorientierte RSA („Morbi-RSA“). Er berücksichtigt nicht nur wie zuvor die Merkmale Alter, Geschlecht und Bezug einer Erwerbsminderungsrente, sondern auch die Morbidität der Versicherten. Dazu erhält eine Krankenkassen für einen Versicherten mit einer oder mehreren von 80 ausgewählten Krankheiten höhere Zuweisungen aus dem Gesundheitsfonds als für Versicherte ohne eine solche kostenintensive Krankheit.
Die AOK betont, dass der Morbi-RSA grundsätzlich erfolgreich arbeite: Während die Beitragsspanne 2008 noch bei 5,2 Prozentpunkten lag, betrage sie inzwischen nur noch 1,4 Prozentpunkte. Erst so werde ein qualitätsorientierter Kassenwettbewerb möglich, hieß es aus der Kasse.
Die Ersatzkassen, die Innungs- sowie die Betriebskrankenkassen fordern Änderungen am RSA. Anders als die AOK sehen sie sich im gegenwärtigen System benachteiligt. Bundesgesundheitsminister Hermann Gröhe (CDU) hat daher das Bundesversicherungsamt beauftragt, den Morbi-RSA zu evaluieren. Das Ergebnis soll im Herbst 2017 vorliegen.
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