AOK verteidigt Risikostrukturausgleich zwischen den Krankenkassen
Berlin – Als „besten Ausgleichsmechanismus, den wir bisher hatten“, sieht die AOK den morbiditätsorientierten Risikostrukturausgleich (Morbi-RSA). Das hat der Vorstandsvorsitzende des AOK-Bundesverbandes, Martin Litsch, betont. Dieser Finanzausgleich zwischen den Krankenkassen soll Wettbewerbsnachteile verhindern und dafür sorgen, dass sich Kassen nicht um einen möglichst hohen Anteil junger gesunder Versicherter bemühen, also Risikoselektion betreiben.
Mit dem jetzigen Morbi-RSA erfolgten die Zuweisungen für die Krankenkassen aus dem Gesundheitsfonds je nach Versichertenfall laut Litsch am zielgenauesten. Der Morbi-RSA schaue nicht auf die Kassenart, betonte hingegen Litsch. „Es ist dem Morbi-RSA egal, wo einer versichert ist, sondern er guckt auf die Person und welche Krankheit sie hat, wie alt sie ist, nach Geschlecht und so weiter“, sagte der AOK-Vorstandschef.
Der AOK-Chef begrüßte dennoch das jüngst vom Bundesgesundheitsministerium in Auftrag gegebene Gutachten zur Evaluation des Finanzausgleichs. „Dann werden wir sehen, ob neue Fakten zur Vermeidung von Risikoselektion vorliegen. Denn nur das rechtfertigt auch Änderungen im Morbi-RSA“, sagte Litsch.
Die Ersatzkassen, die Innungs- sowie die Betriebskrankenkassen hatten in der Vergangenheit immer wieder Änderungen am Risikostrukturausgleich gefordert – sie sehen sich im gegenwärtigen System als benachteiligt. Nach Manipulationsvorwürfen will Gesundheitsminister Hermann Gröhe (CDU) den Finanzausgleichmechanismus vom Bundesversicherungsamt überprüfen lassen.
Das Sondergutachten soll unter anderem herausfinden, wie der Finanzausgleich gegen Manipulationen geschützt werden kann. Das Gutachten soll bis zum 30. September 2017 vorliegen, um für die neue Regierungskoalition eine Entscheidungsgrundlage zu bieten. Der Finanzausgleich war ins Gerede gekommen, nachdem Kritiker auf angebliche „Schummeleien“ bei der Kodierung von Krankheitsbildern hingewiesen hatten. Auf dieser Basis erhalten die Kassen mehr oder weniger Geld.
„Wir brauchen endlich nachhaltige Reformen. Mit dem jetzigen Risikostrukturausgleich ist ein fairer Wettbewerb zwischen Krankenkassen nicht möglich“, betonte heute Bayerns Gesundheitsministerin Melanie Huml (CSU). Angesichts der Benachteiligung von Hochlohn- und Hochpreisregionen wie Bayern dürfe eine Reform des Morbi-RSA nicht länger aufgeschoben werden. Sie forderte erneut einen regionalen Ausgleichsfaktor.
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