RKI: Anstieg des R-Werts wohl mit lokalen Ausbrüchen zu erklären

Berlin – Die Rate an SARS-CoV-2-Infektionen in Deutschland hat wieder zugenommen. Rund 3.900 Menschen sind in den letzten sieben Tagen neu erkrankt. Grund für den Anstieg sind dem Robert-Koch-Institut (RKI) zufolge örtliche Ausbrüche. Immerhin 137 Landkreise hätten aber in der vergangenen Woche auch gar keine Neuinfektionen gemeldet, berichtete RKI-Präsident Lothar Wieler heute bei einer virtuellen Pressekonferenz.
Während sich die Pandemie weltweit weiter ausbreite – Hotspots seien derzeit Amerika, Indien, Pakistan und der Iran – sei die Lage in Europa weitgehend stabil, berichtete Wieler: „Die Maßnahmen haben gegriffen.“
Er wies aber darauf hin, dass die Pandemie auch in Deutschland nicht vorbei sei. Lokale Ausbruchsgeschehen und Infektionsketten müssten durch effektive Nachverfolgung und Quarantäne zeitnah eingedämmt werden. „Das Virus ist noch im Land und kann sich wieder ausbreiten.“
Die kürzlich veröffentlichte Corona-Warn-App könne helfen, Infektionen frühzeitig zu entdecken, so Wieler. Mittlerweile hätten bereits mehr als 12 Millionen Menschen die App heruntergeladen.
Den jüngsten deutlichen Anstieg des sogenannten R-Werts begründete Wieler damit, dass vermutlich die jüngsten großen Ausbrüche in Zusammenhang mit religiösen Veranstaltungen und in Fleischfabriken den R-Wert „massiv beeinflussen“. Endgültig stehe dies aber noch nicht fest, es werde noch geprüft.
„Im Mittel infizieren sich derzeit rund 350 Menschen am Tag mit dem Virus“, ergänzte Wieler. Meldungen über einen Anstieg des R-Werts riet der RKI-Präsident angesichts der niedrigen Fallzahlen mit Vorsicht zu interpretieren: Der über vier Tage ermittelte sensitive R-Wert liegt aktuell bei 2,76. Der stabilere, über sieben Tage ermittelte R-Wert bei 1,83 (Stand: 21. Juni 12 Uhr).
Die Zahl der Todesfälle sei in den letzten Wochen gesunken und bewege sich aktuell im unteren zweistelligen Bereich pro Tag, berichtete der RKI-Präsident. Bisher sind in Deutschland offiziell 8.895 Menschen an COVID-19 gestorben. Bei einer Gesamtzahl von 190.862 Infizierten ergibt sich daraus eine Sterberate von 4,7 Prozent.
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