Roadmap für Erforschung von Krebs- und Bluterkrankungen vorgestellt

Berlin – Zwar findet auf dem Gebiet der Krebs- und Bluterkrankungen derzeit ein extrem rasanter Fortschritt statt, doch Deutschland spielt bei der Entwicklung von Innovationen auf diesem Sektor bislang keine herausragende Rolle. Das kritisierte die Deutsche Gesellschaft für Hämatologie und Medizinische Onkologie (DGHO) heute bei ihrer Frühjahrstagung in Berlin.
Im Rahmen der „Nationalen Dekade gegen Krebs“ will die Bundesregierung die Krebsforschung in Deutschland stärken. Dies begrüßt die medizinische Fachgesellschaft und stellte parallel dazu heute ihre „Roadmap 2019 für die Erforschung von Krebs- und Bluterkrankungen in Deutschland“ vor. Das in seinen Grundzügen bereits vorliegende Papier gibt konkrete Empfehlungen, wie in den nächsten fünf bis zehn Jahren durch eine strategische Wissenschaftsförderung der Anschluss an die Weltspitze in den Forschungsgebieten der Hämatologie und Onkologie sichergestellt werden kann.
Forschungsprioritäten sieht die DGHO unter anderem in den Bereichen Prävention und frühzeitige Diagnose von Krebserkrankungen, Genomic Profiling und Big Data, der immunologischen Behandlung von Krebserkrankungen, bei den neuen Möglichkeiten zur therapeutischen Korrektur von vererbten Bluterkrankungen sowie bei epigenetischen Mechanismen.
Dies ist ein sehr breites Spektrum – doch: „Bei der Hämatologie und Medizinischen Onkologie handelt es sich um eine sehr breite und extrem innovative Fachdisziplin. Das wird an dem ausgedehnten Themenportfolio unserer Roadmap deutlich“, erklärte Carsten Bokemeyer, Vorsitzender der DGHO und Direktor der Zweiten Medizinischen Klinik und Poliklinik für den Bereich Onkologie, Hämatologie und Knochenmarktransplantation mit Sektion Pneumologie am Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf.
Anschluss an die Weltspitze sicherstellen
Durch die zunehmende Übersetzung molekularbiologisch gewonnener Erkenntnisse in den Behandlungsalltag verändere sich die Hämatologie und Onkologie permanent. Die Molekulargenetik sei zum festen Bestandteil der Diagnostik geworden, erläuterte Michael Hallek, Geschäftsführender Vorsitzender der DGHO und Direktor der Inneren Medizin I – Onkologie, Hämatologie, Klinische Infektiologie, Klinische Immunologie, Hämostaseologie, Internistische Intensivmedizin an der Universitätsklinik Köln und des Centrums für Integrierte Onkologie (CIO) Köln Bonn.
„Noch nie in der Geschichte unseres Fachgebiets stand uns ein so vielfältiges diagnostisches und therapeutisches Wissen zur Verfügung. Wenn wir dieses komplexe Instrumentarium bei unserem Tun als forschende und behandelnde Ärztinnen und Ärzte stets klug einsetzen, haben wir die reelle Chance, viele Blut- und Krebserkrankungen zu beherrschen“, sagte der Onkologe vor der Presse in Berlin.
Die Frühjahrstagung zeigte auch: Immer mehr Krebserkrankungen können mit gezielt wirksamen Inhibitoren behandelt werden. Auch bei den Bluterkrankungen, beispielsweise der Sichelzellanämie und den Hämophilien, finden derzeit sehr dynamische Entwicklungen statt. Die ersten Gentherapiekonzepte werden erfolgreich für Patienten mit Hämophilie angewandt.
„Die meisten für die erzielten therapeutischen Fortschritte notwendigen Entwicklungen fanden allerdings zu unserem größten Bedauern außerhalb Deutschlands, vor allem in den USA, statt“, kritisierte Hallek. Diesem Trend müsse und wolle man aktiv begegnen. Ein Ansatz könne die Roadmap sein. Damit Deutschland wieder eine der führenden Wissenschaftsnationen werden könne, müssten verstärkte Anstrengungen unternommen werden. „Andernfalls müssten wir Innovationen beispielsweise in Form kostenintensiver Medikamentenimporte oder Datenmanagement-Konzepte teuer bezahlen.“
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