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Robert-Bosch-Stif­tung bringt Initiative „Neustart“ für Gesundheits­reformen auf den Weg

  • Freitag, 19. Oktober 2018
/vectorfusionart, stock.adobe.com
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Berlin – Die Robert-Bosch-Stiftung möchte in dieser Legislaturperiode Impulse für eine umfassende Reform der Gesundheitsversorgung setzen. Dazu startete sie heute in Berlin die Initiative „Neustart! Reformwerkstatt für unser Gesundheitswesen“. Ziel sei es, bis zur Bundestagswahl 2021 Ideen von Bürgern und Experten zusammenzubringen und eine ergebnisoffene Diskussion anzustoßen, sagte Wolfgang Chur, Mitglied des Kuratoriums der Robert-Bosch-Stiftung, zum Auftakt der Initiative in der Berliner Repräsentanz der gemeinnützigen Stiftung.

Um eine gute Versorgung für alle Menschen zu erreichen, seien größere und tiefergreifende Reformen im Gesundheitssystem nötig als bisher, ist die Stiftung überzeugt. Fachkräftemangel, die Auswirkungen von Digitalisierung oder Urbanisierung sowie eine immer älter werdende Gesellschaft erforderten mutige Ideen und visionäre Reformvorschläge, sagte Chur. Dafür wolle die Initiative „Neustart“ eine Plattform bieten. Innerhalb von Bürgerdialogen, gesundheitspolitischen Podien und Think Labs wolle man sich in den nächsten zwei Jahren auf die Suche nach Wegen aus Über-, Unter- und Fehversorgung machen. „Wir wollen gemeinsam Lösungen diskutieren – auch unbequeme – und adäquate Veränderungsschritte einleiten“, erläuterte Chur.

Wissenschaftlicher Partner ist die Hertie School of Governance.  Ergänzend zu den Think Labs fördert die Robert-Bosch-Stiftung die Einrichtung einer Stiftungsprofessur „Health Governance“ an der Hertie School of Governance. Zusammen mit den Experten der Think Labs soll diese vorhandenes Wissen und neue Ansätze in die Konzepte einbringen.

Ein erstes gesundheitspolitisches Podium unter dem Titel „Zank, Zaster und Zynismus – Braucht unser Gesundheitssystem einen Neustart?“ eröffnete heute in Berlin die Diskussion. Günther Jonitz, Präsident der Ärztekammer Berlin, skizzierte das Anliegen der Ärzte: So betreibe die Politik durch falsche Anreize eine „weiche Rationierung“. „Eine Politik, die nur von Dezimierung lebt, führt jedoch zu Widerstand und Ausweichmechanismen“, erklärte er. Nötig sei ein „Strategiewechsel“, wie ihn der Deutsche Ärztetag bereits 2017 gefordert habe: Weg von Dezimierung und Fließbandsystem; hin zu Kooperation und Optimierung der Versorgung.

Einen bereits Jahrzehnte dauernden Pflegemangel kritisierte Helle Dokken, Pflegedirektorin an der Universitätsmedizin Göttingen. Fehlende Quantität führe zu fehlender Qualität in der Pflege, die dadurch wiederum unattraktiver werde, sagte sie. Dr. Ilona Köster-Steinebach, Geschäftsführerin des Aktionsbündnisses Patientensicherheit e.V., bedauerte, dass das Gesundheitswesen zunehmend seinen Hauptzweck - die Versorgung von Patienten - aus dem Blick verliere.

„Unser Gesundheitssystem muss so gesteuert werden, dass es den Patienten wieder wahrnimmt und nicht nur als Werkstück ansieht“, forderte sie. Momentan fehlten allerdings Konzepte, wie das Sozialsystem sozial zu retten sei, sagte der Medizinethiker Giovanni Maio, Medizinethiker. „Wenn Kliniken zu Unternehmen werden, ist das nicht der richtige Weg die Probleme zu lösen“, betonte er.

ER

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