Robert-Bosch-Stiftung erprobt Gesundheitszentren für bessere Versorgung von Chronikern
Stuttgart – Die Robert-Bosch-Stiftung in Stuttgart wird künftig fünf sogenannte Port-Gesundheitszentren fördern und damit modellhaft erproben, ob sich interdisziplinäre Zentren langfristig für eine hochwertige und dauerhafte Versorgung von Patienten mit chronischen Erkrankungen eignen.
„Die Versorgung chronisch kranker Menschen findet vorwiegend in Hausarztpraxen statt, die trotz großen Engagements mit den zunehmenden Herausforderungen im Versorgungsalltag zu kämpfen haben“, erläuterte Bernadette Klapper, Leiterin des Bereichs Gesundheit der Robert-Bosch-Stiftung. Auch für Patienten werde es zunehmend schwierig, das erforderliche Netzwerk an Unterstützern zu bilden und zu koordinieren.
Dabei sei die Versorgung chronisch kranker Menschen eine der zentralen Herausforderungen des Gesundheitswesens. Bereits heute würden mehr als 75 Prozent der Gesundheitsausgaben in Deutschland für die Behandlung dieser Patientengruppe benötigt. In den kommenden Jahren werde die Zahl der chronisch und mehrfach erkrankten Menschen weiter zunehmen. „Gleichzeitig stehen weniger Gesundheitsfachkräfte zur Verfügung, vor allem in strukturschwachen Regionen“, teilte die Stiftung mit.
Vorbilder sind Kanada und Schweden
„Port“ steht für „Patientenorientierte Zentren zur Primär- und Langzeitversorgung“. Die Stiftung hat sich bei den Zentren an Vorbildern in Kanada und Schweden orientiert. „Sie haben gezeigt, dass lokale Gesundheitszentren den komplexen Versorgungsbedarf von chronisch kranken Menschen auffangen und die Primärversorgung einer Region mit abdecken können“, hieß es aus der Stiftung.
Sie sollen multiprofessionelle Teams aus den Gesundheits- und Sozialberufen unter einem Dach zusammenbringen und dadurch neue Kooperationsformen etablieren, die Patienten eine kontinuierliche und auf sie abgestimmte Behandlung ermöglichen. Dabei sollen auch neue Chancen wie E-Health genutzt und die Eigenverantwortung der Patienten gestärkt werden. „Die Herausforderung liegt insbesondere in der Komplexität der Versorgung“, erklärte Klapper. „Viele chronisch Kranke benötigen nicht nur die Unterstützung von Ärzten, sondern auch von weiteren Gesundheitsfachkräften und anderen Sozialberufen.“
Die Auswahl der künftigen Port-Zentren erfolgte in einem mehrstufigen Verfahren aus rund 60 Bewerbungen. Aus den erarbeiteten Konzepten hat eine Expertenjury fünf Vorhaben ausgewählt, deren Umsetzung die Stiftung in den kommenden fünf Jahren mit insgesamt bis zu zwei Millionen fördert. Die Förderung wird begleitet durch Vernetzungstreffen, internationale Fachtagungen, Expertenberatung, Hospitationen im Ausland und einer Studienreise zu vorbildlichen Einrichtungen in Skandinavien.
Zu den fünf Initiativen gehören:
Landkreis Calw, Baden-Württemberg
Gemeinde Hohenstein, Baden-Württemberg
Gesundheitskollektiv, Berlin
Landkreis Waldeck-Frankenberg, Korbach, Hessen
Gemeinde Büsum, Schleswig-Holstein
„In einer Zeit, in der finanzieller und personeller Ressourcenmangel in der Gesundheitsversorgung häufig die Lösungen steuert, wollen wir mit unserer Förderung dazu beitragen, dass die Gesundheitsversorgung dennoch qualitativ weiterentwickelt wird und dafür neue Maßstäbe setzen“, hieß es aus der Stiftung.
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