Rotes Kreuz prangert verschlechterte humanitäre Lage in Kolumbien an

Bogotá – In Kolumbien hat sich die humanitäre Lage angesichts der nach wie vor herrschenden Gewalt nach Angaben des Roten Kreuzes „erheblich“verschlechtert.
Trotz eines Waffenstillstands zwischen der kolumbianischen Regierung und der Guerillagruppe Farc verschlechtere sich die humanitäre Lage in dem südamerikanischen Land „weiterhin erheblich“, mit „verheerenden Auswirkungen in bestimmten ländlichen und städtischen Gebieten“, sagte der Regionalleiter des Internationalen Komitees vom Roten Kreuz (IKRK), Lorenzo Caraffi, gestern vor Journalisten in Bogotá.
In einigen ländlichen Regionen seien die Auswirkungen auf die Gemeinschaften wahrscheinlich viel schlimmer gewesen, als zuverlässig erfasst werden könne, fügte Caraffi hinzu. Nach IKRK-Angaben wurden in den ersten fünf Monaten des Jahres etwa 27.000 Menschen durch gewaltsame Auseinandersetzungen vertrieben. Weitere 31.800 seien gegen ihren Willen in ihren Häusern eingesperrt worden.
Das IKRK meldete zudem 78 Fälle von gewaltsamem Verschwinden und 116 Gewalttaten gegen medizinisches Personal, das Gewaltopfer betreut. Durch den Einsatz von Sprengsätzen sei zudem mit 18 Toten und etwa 180 Verletzten die höchste Zahl ziviler Opfer seit sechs Jahren zu verzeichnen.
Kolumbien leidet seit sechs Jahrzehnten unter bewaffneten Konflikten zwischen dem Staat sowie linken Guerillagruppen, rechten Paramilitärs und Drogenschmugglern. Die Unterzeichnung eines Friedensabkommens, das zur Entwaffnung der größten Guerillaorganisation Farc führte, hat die Gewalt in Kolumbien zwar deutlich verringert, aber nicht beendet.
2016 hatte die Farc ein Friedensabkommen mit der damaligen Regierung des südamerikanischen Landes unterzeichnet. Mehrere Splittergruppen der mittlerweile aufgelösten Farc lehnten das Friedensabkommen aber ab.
Menschenrechtsorganisationen werfen den Guerillasplittergruppen vor, die verschiedenen Waffenstillstände auszunutzen, um ihren Einfluss auszuweiten, weitere Gebiete zu erobern und neue Mitglieder zu rekrutieren.
Der linksgerichtete Präsident Gustavo Petro war 2022 mit dem Ziel angetreten, dem Land „vollständigen Frieden“ zu bringen. In der Folge wurden etwa Friedensgespräche mit der stärksten verbliebenen Rebellenorganisation Nationale Befreiungsarmee (ELN) geführt.
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