Ausland

881 Todesfälle binnen 24 Stunden in Brasilien

  • Mittwoch, 13. Mai 2020
/picture alliance, Silvia Izquierdo, AP
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Rio de Janeiro – Die Coronakrise wirkt sich in Brasilien immer verheerender aus. Gestern meldeten die Behörden eine Zahl von 881 neuen Todesfällen binnen 24 Stunden. Bislang starben damit nach offiziellen Angaben 12.400 Menschen an den Folgen der Erkran­kung mit SARS-CoV-2. Bei der Gesamtzahl der Infektionen überrundete Brasilien inzwischen Deutschland.

Die Zahl der bestätigten Infektionsfälle in Brasilien stieg bis gestern um weitere 9.258 auf 177.589. Das Robert-Koch-Institut (RKI) in Berlin gab die Zahl der in Deutschland infizierten Menschen heute mit 171.306 an, die in Baltimore ansässige Johns-Hopkins-Universität (JHU) meldete 173.171 Infizierte. Damit steht Brasilien bei den Infektionen inzwischen an siebter Stelle nach den USA, Russland, Spanien, Großbritannien, Italien und Frankreich.

Das Virus SARS-CoV-2 hat sich laut der wissenschaftlichen Untersuchung in Südamerikas größtem Land bereits vor dem diesjährigen Karneval ausgebreitet - und damit noch vor der erstmaligen Veröffentlichung eines Ansteckungsfalls im Land. Die Ausbreitung habe etwa in der ersten Februarwoche begonnen, heißt es in der gestern veröffentlichten Untersuchung der Stiftung Oswaldo Cruz, dem führenden Gesundheitsinstitut des Landes.

Die Verbreitung des Erregers begann demnach mehr als 20 Tage, bevor erstmals in dem Land bei einem Rückkehrer aus Italien die Infektion diagnostiziert worden war. Sein Fall war erst kurz nach dem Karneval bekannt gemacht worden.

Die Untersuchung der Stif­tung beruht auf der Analyse von Statistiken. Dabei berechneten die Forscher auf der Basis der Corona-Totenzahlen den Zeitraum der frühen Verbreitung des Virus im Land. Die Analyse lässt die Sorge wachsen, dass es in Brasilien deutlich mehr Infektionsfälle geben könnte als in den offiziellen Statistiken verzeichnet.

Der Karneval bringt in Brasilien jedes Jahr Millionen von Menschen zum ausschweifenden Feiern auf die Straßen und ist ein wichtiger Wirtschaftsfaktor in dem Land. Schon vor der Veröffentlichung der Untersuchung gingen Experten von einer hohen Dunkelziffer bei den Ansteckungen aus, da das Land nicht über ausreichende Ressourcen für Tests verfügt.

Dem brasilianischen Präsident Jair Bolsonaro wird vorgeworfen, die Coronakrise in seinem Land herunterzuspielen. Die von dem Coronavirus ausgelöste Lungenkrankheit COVID-19 bezeichnete der rechtsnationale Staatschef in der Vergangenheit als „kleine Grippe“ – die von den Bundesstaaten verhängten Coronarestriktionen kritisiert er immer wieder massiv wegen ihrer negativen Auswirkungen auf die Wirtschaft.

Der Staatschef steht derzeit wegen seines Umgangs mit der Coronapandemie stark unter Druck. Einer neuen Umfrage des Instituts MDA zufolge lehnen inzwischen 55,4 Prozent der Brasilianer die Politik des Präsidenten ab. 67 Prozent befürworten die von den Gou­verneuren verhängten Beschränkungen.

afp

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