Afrika will bei Impfstoffproduktion selbstständiger werden

Pretoria – Afrika will bei der Impfstoffproduktion künftig auf mehr Unabhängigkeit setzen. Das betonte der Direktor der kontinentalen Gesundheitsbehörde Africa CDC, John Nkengasong, gestern zu Beginn eines zweitägigen Impfgipfels.
Derzeit produziere Afrika nur etwa ein Prozent seiner Vakzine selbst und importiere den Rest. Bis 2040 sollen 60 Prozent der Impfstoffe lokal produziert werden. „Wir müssen einen Ansatz entwickeln, der auf Koordination und Impfstofffabriken in den einzelnen Regionen setzt“, so Nkengasong.
Nach Ansicht von Südafrikas Präsident Cyril Ramaphosa, der ebenfalls bei dem virtuellen Treffen sprach, hat die COVID-19-Pandemie Afrikas medizinische Forschung gestärkt.
Die Aufgabe sei nun, „uns diese Ressourcen zunutze zu machen und auf der Erfahrung des vergangenen Jahres eine dynamische und innovative afrikanische Produktion für medizinische Güter aufzubauen“, so Ramaphosa laut dem Sender SABC. Andere Schwellenländer wie Brasilien oder Indien könnten mit ihrer Erfahrung helfen.
Das Pharmazieunternehmen Aspen in Südafrika ist derzeit der einzige Konzern in Afrika, der einen COVID-19-Impfstoff lokal herstellt. Das Unternehmen will den Kontinent mit 400 Millionen Impfdosen von Johnson & Johnson versorgen. Bis die Produktion in Afrika angelaufen ist, hoffen Experten auf eine kurzfristige Lösung. Aktuell kommt es in etlichen Ländern zu Lieferengpässen.
„Meine Hoffnung ist immer noch, dass demnächst viele Industriestaaten mehr als genug Impfstoff haben und den überschüssigen an andere Länder weitergeben“, so der deutsch-südafrikanische Virologe Wolfgang Preiser. Derzeit sei dies aber „aus innenpolitischen Gründen“ schwierig. Er vermutet, dass eine Abgabe an Industrie- und Schwellenländer Populisten in Industriestaaten in die Hände spielen würde.
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