Ausland

Coronaalarm auf den Kanaren: Inseln zittern um ihre Sonderstellung

  • Freitag, 28. August 2020
/picture alliance, Arturo Jiménez
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Las Palmas – Lange blieben die Kanaren vom Coronavirus weitgehend verschont – jetzt müssen die zu Spanien gehörenden Atlantikinseln um ihre Sonderstellung und um ihre Tourismusbranche fürchten.

Wie ganz Spanien – darunter auch die Balearen samt dem „Ballermann“ – könnten sie als bislang einzige Ausnahme nun auch von Deutschland auf die „schwarze Liste“ der Risiko­gebiete gesetzt werden. Mit 338 Fällen binnen 24 Stunden meldeten die regionalen Ge­sundheitsbehörden in Las Palmas gestern Abend einen neuen Rekord an Neu­infektionen.

Zentrales Kriterium für die deutsche Einstufung als Risikogebiet ist, in welchen Staaten oder Regionen es in den vergangenen sieben Tagen mehr als 50 Neuinfizierte pro 100.000 Einwohner gegeben hat. Auf den Kanaren sind es bereits 79,69.

Damit stehen die Inseln vor der Westküste Afrikas inzwischen schlechter da als viele spa­nische Gebiete, für die seit Mitte August die Reisewarnung des Auswärtigen Amtes gilt. Darunter die ebenfalls vom Tourismus stark abhängige Stadt Valencia (52,10) und die Re­gion Andalusien (47,85).

Auf den Balearen mit der liebsten Insel der Deutschen, Mallorca, beträgt die Zahl 79,52. Für ganz Spanien gab das Gesundheitsministerium in Madrid diesen Wert heute mit mehr als 58 für die vergangenen sieben Tage an.

Reisen auf die Kanaren könnten für Urlauber damit noch komplizierter werden. Bislang können Reiserückkehrer aus Risikogebieten einen kostenlosen Coronatest in Deutschland machen. Nach dem Beschluss der Gesundheitsminister von Bund und Ländern gestern soll sich das bald ändern. Geplant ist, dass wieder ausschließlich die Quarantäneregelung gelten soll.

Das heißt: Die Betroffenen müssen sich beim Gesundheitsamt melden und sich in Qua­ran­täne begeben. Diese soll im Unterschied zur jetzigen Regelung aber erst dann verlass­en werden dürfen, wenn mit einem frühestens fünf Tage nach der Einreise gemachten Test ein negatives Ergebnis vorgewiesen wird. Diese Regelung soll möglichst ab dem 1. Oktober gelten.

Wegen der Notlage trat der kanarische Regionalpräsident Ángel Víctor Torres noch am Abend sichtlich besorgt vor die Presse und gab neue Einschränkungen bekannt, die er „drastisch“ nannte. Auf den besonders schwer betroffenen Inseln Gran Canaria und Lan­zarote sind Veranstaltungen mit mehr als zehn Teilnehmern ab morgen und vorerst für zwei Wochen verboten. Restaurants und Kneipen werden schon um Mitternacht schließen.

In der gesamten Region wird man auch am Arbeitsplatz Maske tragen müssen. Die Polizei werde mit mehr Beamten dafür sorgen, dass die Vorschriften eingehalten werden, warnte Torres die 2,15 Millionen Einwohner seiner Region.

„Dass es bei uns noch schlimmer kommen würde, hätten wir nie gedacht“, sagte Mauro, der ein Restaurant in Las Palmas de Gran Canaria betreibt. Die Hoffnung, dass viele deutsche Mallorcafans nach der „Disqualifikation“ der Mittelmeerinsel durch das Aus­wärtige Amt für die Kanaren umbuchen würden, hatte sich nämlich in den vergan­genen zwei Wochen nicht erfüllt.

Obwohl die Kanaren seit Mitte August die einzige Region Spaniens sind, für die in Berlin bisher keine Reisewarnung herausgegeben wurde, traten zuletzt weiterhin nur relativ wenige Deutsche eine Reise nach Teneriffa, Gran Canaria, Lanzarote oder zu einem an­deren Teil des Archipels an.

dpa

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