Debatte um Isolation Tirols wegen Südafrikamutante geht weiter

Wien – Die Debatte um die Isolation des österreichischen Bundeslandes Tirol wegen der vermehrt aufgetretenen Südafrikavariante des Coronavirus SARS-CoV-2 geht weiter. Die Virologin Dorothee von Laer von der Medizinischen Universität Innsbruck bekräftigte heute ihre Forderung nach einer Quarantäne zumindest für die wohl besonders betroffenen Teile Tirols zwischen Innsbruck und der Grenze zu Bayern.
Währenddessen müsse intensiv daran gearbeitet werden, diese Variante auf fast null zu bringen, sagte die Expertin im ORF-Fernsehen. „Vor einem Jahr hat die Quarantäne wahnsinnig gut geholfen“, erinnerte sie an die Einschränkungen für alle 279 Tiroler Gemeinden im Frühjahr 2020.
Andere Experten wie der Innsbrucker Infektiologe und Direktor der Universitätsklinik für Innere Medizin, Günter Weiss, sprachen sich gegen eine solchen Schritt aus. Die Variante habe sich in Europa schon ausgebreitet. Das werde man nicht mehr verhindern können.
Auch das Land sieht keine Notwendigkeit für einen solch drastischen Schritt. Landeschef Günther Platter (ÖVP) mahnte die Verhältnismäßigkeit der Maßnahmen an. Die südafrikanische Variante sei in Tirol bisher 75 Mal identifiziert worden – nur fünf Betroffene seien aktiv positiv. Das Land intensiviere die Kontaktnachverfolgung und das Testen.
Die Bundesregierung in Wien will spätestens übermorgen entscheiden, ob eine Quarantäne nötig ist. Aktuell ist die Zahl der Coronaneuinfektionen in Tirol nicht auffällig. Vorerst wird das österreichische Bundesland nicht abgeriegelt.
Die Regierung in Wien nannte die Situation gestern zwar „akut und ernst“, entschied sich jedoch zunächst für den Einsatz von Massentests und eine schnellere Sequenzierung von Testproben im Kampf gegen das Virus. Experten und die Opposition forderten ein härteres Vorgehen.
Übermorgen sei „Tag der Bilanz“, kündigte Gesundheitsminister Rudolf Anschober an. Bis dahin werde die Regierung die Daten überprüfen und entscheiden, ob zusätzliche Maßnahmen notwendig seien. Das Land Tirol habe noch vorgestern ein „sehr straffes Fünf-Punkte-Programm aufgestellt, mit dem die Situation genau untersucht werden soll“, sagte der Grünen-Politiker vor Medienvertretern in Wien.
Die oppositionellen Sozialdemokraten (SPÖ) forderten die Regierung indessen auf, „endlich aktiv zu werden“. Den Tiroler Verantwortlichen beim „Kopf in den Sand stecken zuzusehen, endet sonst neuerlich in einer Katastrophe“, warnte der Gesundheitsexperte der SPÖ, Philip Kucher. „Bis Sonntag zu warten, ist keine Option“, sagte er und verwies auf den Coronaausbruch im Skigebiet Ischgl vor rund einem Jahr.
Diskutieren Sie mit
Werden Sie Teil der Community des Deutschen Ärzteblattes und tauschen Sie sich mit unseren Autoren und anderen Lesern aus. Unser Kommentarbereich ist ausschließlich Ärztinnen und Ärzten vorbehalten.
Anmelden und Kommentar schreiben
Bitte beachten Sie unsere Richtlinien. Der Kommentarbereich wird von uns moderiert.
Diskutieren Sie mit: