Deutscher nach Suizid von österreichischer Impfärztin vor Gericht

Wels – Die österreichische Ärztin Lisa-Maria Kellermayr wurde als engagierte Befürworterin von Coronaimpfungen angefeindet. Nun soll das Landgericht in Wels darüber urteilen, ob die 36-jährige Medizinerin durch Drohschreiben in den Tod getrieben wurde. Der Prozess beginnt heute.
Angeklagt ist ein Mann aus Bayern. Die Staatsanwaltschaft wirft ihm gefährliche Drohung vor. Er hatte im Jahr 2022 E-Mails und Twitternachrichten an die in Oberösterreich tätige Kellermayr geschickt. Darin habe er Freiheit, Ehre und Vermögen der Ärztin bedroht, heißt es von der Anklagebehörde. Unter anderem kündigte er an, sie vor ein künftiges „Volkstribunal“ zu stellen und sie hinter Gitter zu bringen.
Kellermayr hatte sich dem Kampf gegen COVID-19 gewidmet: Sie arbeitete für einen Ärztenotdienst für Coronapatienten. Sie impfte in einem Impfzentrum und in ihrer Praxis. Sie gab Interviews und trat im Fernsehen auf, um von ihren Erfahrungen zu berichten und Impfskeptiker umzustimmen.
Wegen der Drohungen investierte Kellermayr in ihrer Praxis in teure Sicherheitsmaßnahmen und engagierte einen Securitymitarbeiter. Im Juni 2022 schloss sie die Praxis aus finanziellen Gründen. Einen Monat später nahm sie sich das Leben.
Aufgrund ihrer Aufzeichnungen geht die Anklagebehörde davon aus, dass die Nachrichten des Bayern eine der Ursachen für ihren Tod waren. Der Mann gibt zu, die Nachrichten geschrieben zu haben. Doch er weist den Vorwurf der Drohung zurück. Laut seiner bisherigen Aussage habe es sich um ein wechselseitiges Streitgespräch mit Kellermayr gehandelt.
Die Ärztin hatte auch Todesdrohungen mit brutalen Gewaltfantasien erhalten. Deswegen ist der Bayer jedoch nicht angeklagt. Denn diese noch härteren Anfeindungen stammen von zumindest einem anderen Verdächtigen – doch der wurde bislang nicht identifiziert. Deshalb steht nur ein Angeklagter in Wels vor Gericht. Ihm drohen bis zu zehn Jahre Haft. Das Urteil ist für den 9. April geplant.
Wenn Sie Suizidgedanken haben oder bei einer anderen Person wahrnehmen: Kostenfreie Hilfe bieten in Deutschland der Notruf 112, die Telefonseelsorge 0800/1110111 und das Info-Telefon Depression 0800/3344 533. Weitere Infos und Adressen unter www.deutsche-depressionshilfe.de.
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