Ausland

Erster Coronafall in griechischem Flüchtlingslager Moria

  • Mittwoch, 2. September 2020
/picture alliance, ANE
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Athen – Im größten Flüchtlingslager Griechenlands ist ein erster Fall von SARS-CoV-2 aufgetreten. Im Lager Moria auf der Insel Lesbos sei ein 40-jähriger Somalier positiv auf das Virus getestet worden, sagte ein Vertreter des Migrationsministeriums. Der Gesund­heits­zustand des Mannes sei gut. Aus Camp-Kreisen hieß es, der 40-Jährige leide an Dia­betes.

In Moria, das für rund 2.800 Menschen ausgelegt ist, leben mehr als 12.700 Asylsuchende unter schwierigsten Bedingungen. Angaben von Ärzte ohne Grenzen von Ende Juli zufol­ge zählen mehr als 300 von ihnen wegen ihres hohen Alters oder ihres Gesundheitszu­stands vor dem Hintergrund der Coronapandemie zur Risikogruppe.

Die Behörden versuchen nun, die Kontakte des Mannes nachzuverfolgen. Zudem wird das Camp bis zum 15. September abgeriegelt. Nur Sicherheitspersonal darf das Gelände nach Fiebermessungen noch betreten.

Der erkrankte Somalier verfügte nach Ministeriumsangaben über einen anerkannten Flüchtlingsstatus. Obwohl er eine permanente Aufenthaltserlaubnis für Athen hatte, war er demnach auf die Insel zurückgekehrt. Viele Menschen haben nach dem Verlassen der Camps Schwierigkeiten, eine Unterkunft und Arbeit zu finden.

Die Hilfsorganisation Medico International warnte vor einer unkontrollierten Ausbreitung des Virus in dem überfüllten Flüchtlingslager und forderte, besonders gefährdete Men­schen aus dem Camp zu bringen.

Es ist nicht der erste Coronafall in einem Flüchtlingslager auf den griechischen Inseln: Im August war in einer Unterkunft auf der Insel Chios bei einem 35-Jährigen aus dem Jemen eine Coronainfektion nachgewiesen worden. In Flüchtlingsunterkünften auf dem Festland wurden bereits mehrere Coronainfektionen registriert – unter anderem erkrankten im April 150 Menschen in einem Hotel auf dem Peloponnes.

Für die Flüchtlingscamps auf den Inseln wurde eigentlich bis Mitte September ein Lock­down verhängt und der Zugang strikt eingeschränkt. Allerdings schlafen in Moria viele Asylsuchende in Zelten außerhalb des Camps in einem Olivenhain, wo die Beschrän­kungen kaum durchgesetzt werden können.

Mit 271 Coronatodesfällen ist Griechenland von der Pandemie weniger stark betroffen als andere europäische Länder. Allerdings stiegen die Infektionszahlen im August stark an – inzwischen haben sich insgesamt rund 10.500 Menschen mit dem Virus infiziert.

afp

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