Erstmals große Impfkampagne gegen Malaria
Genf – Wissenschaftler und Mediziner starten heute mit einer ersten großflächig angelegten Impfkampagne eine Offensive gegen Malaria. Im Rahmen eines Pilotversuchs sollen zunächst in Malawi, Ghana und Kenia bis 2022 jedes Jahr rund 360.000 Kleinkinder gegen die von Stechmücken übertragene Krankheit geimpft werden. Malawi soll ab heute die Impfung mit dem „Mosquirix" bezeichneten Impfstoff in die Routine-Immunisierungsprogramme für Kinder übernehmen.
Nach Jahren des Fortschritts war die Zahl der Erkrankungen weltweit zuletzt wieder gestiegen. Laut Weltgesundheitsorganisation (WHO) gab es im Jahr 2017 rund 219 Millionen Malariaerkrankungen in 87 Ländern, zwei Millionen Fälle mehr als 2016. Rund 435.000 Menschen starben an der Krankheit, die meisten von ihnen Kinder unter fünf Jahren. 92 Prozent der Erkrankungen und 93 Prozent der Todesopfer gab es in Afrika.
Die Malariaerreger, fünf unterschiedliche Plasmodien, werden durch Anophelesmücken übertragen. Experten sind skeptisch, ob der Impfstoff die Erwartungen erfüllen kann. Drei Jahrzehnte hatte der britische Arzneimittelkonzern GlaxoSmithKline an dem „RTS,S" genannten Impfstoff gearbeitet. Er wirkt nur gegen den in Afrika verbreiteten und gefährlichsten Malariaerreger „Plasmodium falciparum".
Wissenschaftler hoffen, dass durch das neue Mittel Tausende Leben gerettet werden können. In der größten klinischen Studie mit rund 15.000 Kindern hatte der Impfstoff zuvor rund 40 Prozent der Erkrankungen und etwa 30 Prozent der schweren Malariafälle verhindert.
Nachteilig ist, dass Kleinkinder für eine volle Wirksamkeit vier Spritzen im Verlauf von zwei Jahren bekommen müssen, was angesichts der Verhältnisse in vielen afrikanischen Ländern schwierig ist.
Der Pilotversuch wird unter anderem von der WHO, der Impfallianz Gavi und dem Globalen Fonds zur Bekämpfung von Aids, Tuberkulose und Malaria unterstützt.
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