EU-Kommission sieht Defizite bei Bonns Bewerbung um Europäische Arzneimittelagentur
Brüssel – Die Bewerbung von Bonn als neuer Standort für die Europäische Arzneimittelagentur (EMA) weist nach einer Auswertung der EU-Kommission erhebliche Schwächen auf. Das geht aus Dokumenten der Brüsseler Behörde hervor, die am Wochenende veröffentlicht wurden. Bonn erfüllt demnach einige Kriterien nicht, die die Kommission als wichtig erachtet.
Die Kommission hat zwar ausdrücklich keine Rangliste erstellt – das wäre im Wettstreit der Mitgliedsländer politisch heikel gewesen. Auch enthält der Vergleich unübersichtlich viele Informationen in unterschiedlichen Kategorien. Zu den sechs Hauptkriterien – darunter die Verfügbarkeit von Gebäuden, die Verkehrsanbindung und das Job- und Schulangebot für die Familien der Beschäftigten – führt die Kommission nur die Angaben der Bewerber zusammen, ohne sie zu bewerten.
Problem Immobilie
Doch verweist die Brüsseler Behörde auf einige Kriterien, die sie als wichtig ansieht und die die deutschen Bewerber nicht erfüllen. Dazu zählt einerseits, dass der Umzug rechtzeitig vor dem Brexit abgeschlossen sein muss und die Behörden wieder arbeitsfähig sein müssen, und zwar möglichst in langfristig verfügbaren Immobilien. „Man sollte vermerken, dass ein Umzug in Übergangsgebäude weniger wünschenswert sein könnte als ein direkter Umzug in dauerhafte Gebäude“, schreibt die Kommission.
Bonn bietet für die EMA zunächst nur Übergangsgebäude. Eine dauerhafte Bleibe ist erst für 2020 oder 2021 in Aussicht gestellt – also lange nach dem Brexit-Termin. Der Vergleich der Bewerbungen durch die Kommission ist keine Vorentscheidung. Die EU-Länder sollen sich im Oktober damit befassen und im November entscheiden. Dabei könnten sie sich über die Einschätzungen der Kommission hinwegsetzen. Bonn gibt sich aber nicht geschlagen. Die Stadt teilte mit, man sei „nach wie vor überzeugt, die Kriterien für eine erfolgreiche Arbeit der EMA in Bonn zu erfüllen“.
Die EMA, die für die wissenschaftliche Überprüfung, Aufsicht und Überwachung von Medikamenten sowie deren Zulassung in der EU zuständig ist, ist derzeit in London angesiedelt. Sie muss vor dem EU-Austritt Großbritanniens im März 2019 umziehen. Die Agentur würden neben Bonn 18 andere europäische Städte gerne bei sich aufnehmen – in der Hoffnung auf gut bezahlte Arbeitsplätze in der Region und internationale Konferenzen als Wirtschaftsfaktor. Die EMA beschäftigte zuletzt rund 900 Menschen.
Der Vergleich der Bewerbungen ist noch keine Vorentscheidung. Die EU-Länder sollen sich im Oktober damit befassen und im November entscheiden.
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