Ausland

19 Städte bewerben sich um Europäische Arzneimittelagentur

  • Dienstag, 1. August 2017
Hauptsitz der EMA in London
Hauptsitz der EMA in London /dpa

Brüssel – Nun ist es offiziell: Im Auswahlverfahren für den künftigen Sitz der aus Großbritannien wegziehenden Europäischen Arzneimittelagentur (EMA) haben sich neben Bonn 18 andere europäische Städte um den Sitz der Arzneimittelagentur EMA beworben. Die EU hat die Liste mit den Namen der endgültigen Bewerber heute ver­öffentlicht. Das Bundesgesundheitsministerium wirbt mit einem Image-Video und einer ausführlichen Webseite für die Ansiedlung der EMA in Bonn.

Bonn muss sich demnach in dem Auswahlverfahren Städten wie Amsterdam, Lille, Mailand und Bratislava stellen. Straßburg befindet sich nicht auf der Liste. Frankreich hat Lille als Bewerberstadt nicht mehr verändert. Damit dürfte der Vorschlag des Europäischen Parlaments vom Tisch sein, die EMA nach Straßburg zu holen und zugleich den Sitz des Parlaments dauerhaft nach Brüssel zu verlegen.

Die EMA hat ihren Sitz in London. Wegen des geplanten Brexits soll sie so schnell wie möglich in eines der 27 ver­bleibenden EU-Länder umgesiedelt werden. Die Auswahlentscheidung soll im November per geheimer Abstim­mung im EU-Ministerrat erfolgen.

Wer den Zuschlag erhält, kann auf immense Zusatzeinnahmen hoffen. Die EMA richtet jährlich Hunderte Konfe­ren­zen und Veranstaltungen mit Exper­ten aus aller Welt aus.

Zuletzt sorgten EMA und Europäische Bankenaufsicht (EBA), die ebenfalls aus London weg­geht und einen neuen Sitz sucht – wobei sich Frankfurt am Main für Deutsch­land um diesen beworben hat –, für rund 39.000 zusätzliche Hotel­übernachtungen pro Jahr. Hinzu kommt, dass mit den Agenturen auch die meisten hoch qualifizierten Mitarbeiter umziehen dürften. Die Arzneimittel­agentur EMA beschäftigte zuletzt immerhin rund 900 Menschen.

In dem nun beginnenden Auswahlverfahren werden zunächst Experten der EU-Kom­mis­sion alle Bewerberstandorte nach sechs Kriterien bewerten. Zu diesen gehören unter anderem die Arbeitsbedingungen, die Verkehrsanbindung, die bisherige Zahl der EU-Agenturen und die Möglichkeit eines schnellen und problemlosen Umzugs.

Dass sowohl Bonn als auch Frankfurt am Main als Sieger aus dem Standortwettbewerb hervorgehen, ist ausgeschlossen. Eine der Verfahrensregeln besagt nämlich, dass jedes Land höchstens eine der Agenturen bekommen kann.

Der Ausgang der Abstimmung im November gilt derzeit als völlig offen. Kritiker warnen schon seit Wochen, dass es für hervorragend geeignete Bewerberstädte wie Bonn böse Überraschungen geben könnte. Das Wahlverfahren sieht nämlich vor, dass in der ersten Wahlrunde alle 27 abstimmenden EU-Staaten drei Punkte an ihren Favoriten sowie zwei Punkte an ihre Nummer zwei und einen Punkt an ihre Nummer drei vergeben.

Dies könnte zu einem Ausscheiden von guten Standorten in der ersten Runde führen, wenn alle Bewerberländer sich selbst die drei Punkte geben und die anderen an scheinbar unqualifizierte Mitbewerber verteilen, um die Konkurrenz zu schwächen.

dpa/may

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