Ausland

Heftige Kritik an Trump wegen politischen Drucks bei Coronaimpfung

  • Montag, 24. August 2020
/picture allianc, AP, Andrew Harnik
/picture allianc, AP, Andrew Harnik

Washington – Gesundheitsexperten und führende Demokraten haben US-Präsident Do­nald Trump dafür kritisiert, die für die Zulassung eines Coronaimpfstoffs zuständige Be­hörde unter Druck zu setzen. Trumps Einmischung in die wissenschaftliche Arbeit der Le­b­ens- und Arzneimittel­behörde (FDA) gefährde die Gesundheit aller Amerikaner, erklärte die Vorsitzende des Repräsentantenhauses, Nancy Pelosi, vorgestern (Ortszeit).

Die FDA müsse aufgrund der Verträglichkeit und Wirksamkeit eines Impfstoffs gegen das SARS-CoV-2-Virus entschei­den, „nicht wegen politischen Drucks aus dem Weißen Haus“, schrieb die Demokratin auf Twitter.

Die Epidemiologin Caitlin Rivers von der Universität Johns Hopkins in Baltimore erklärte: „Eine Impfung muss sicher, wirksam und vertrauenswürdig sein.“ Alle drei Kriterien müss­ten erfüllt werden. „Es wäre eine Tragödie, wenn Politiker aus politischen Gründen die eine Sache in Gefahr bringen würden, die uns erlauben könnte, zu unserem normalen Le­ben zurückzukehren“, schrieb Rivers auf Twitter.

Der frühere Chef der US-Gesundheitsbehörde (CDC), Tom Frieden, mahnte, bei der Ent­wick­lung von Impfstoffen dürften keine Abkürzungen genommen werden. Der Prozess müsse transparent und rigoros sein.

Trump hatte zuvor auf Twitter behauptet, bei der FDA erschwerten ihm feindlich gesinnte Beamte die Entwicklung von Coronamedikamenten und Impfstoffen, damit es vor der Wahl am 3. November keine Erfolgsmeldung geben könne.

Vertreter eines „tiefen Staates, oder wer auch immer“, machten es den Pharma­unterneh­men schwer, Probanden für Medikamente und Impfstoffe zu finden, schrieb er weiter. An Behördenchef Stephen Hahn gerichtet schrieb er: „Wir müssen uns auf Geschwin­­­­­digkeit und das Retten von Leben konzentrieren.“

Trumps Stabschef Mark Meadows verteidigte die Aussagen des Präsidenten gestern. Man­che Beamte und Wissenschaftler wollten trotz der hohen Dringlichkeit Dienst nach Vor­schrift machen, sagte er dem Fernsehsender ABC. Der Präsident mache Druck, um die Bü­rokratie zu reduzieren. „Er musste sicherstellen, dass sie die Hitze spüren. Wenn sie das Licht nicht selbst sehen, dann müssen sie die Hitze fühlen“, sagte Meadows. „Die Men­schen in Amerika leiden“, sagte er.

Trump bewirbt sich im November um eine zweite Amtszeit. Die Coronapandemie und die von ihr ausgelöste Wirtschaftskrise könnte ihn Umfragen zufolge aber einen Wahlsieg kosten. Trump hatte bereits zuvor gesagt, er hoffe, dass es etwa zur Zeit der Wahl einen Impfstoff geben werde.

Experten haben allerdings gewarnt, dass jegliche politische Einmischung in die Zulas­sung dessen Legitimität und Sicherheit in Frage stellen könnte. Sollte es bezüglich des Impfstoffs Zweifel geben, könnten viele Menschen auf eine Impfung verzichten, womit die Pandemie letztlich schwerer einzudämmen wäre.

dpa

Diskutieren Sie mit:

Diskutieren Sie mit

Werden Sie Teil der Community des Deutschen Ärzteblattes und tauschen Sie sich mit unseren Autoren und anderen Lesern aus. Unser Kommentarbereich ist ausschließlich Ärztinnen und Ärzten vorbehalten.

Anmelden und Kommentar schreiben
Bitte beachten Sie unsere Richtlinien. Der Kommentarbereich wird von uns moderiert.

Es gibt noch keine Kommentare zu diesem Artikel.

Newsletter-Anmeldung

Informieren Sie sich täglich (montags bis freitags) per E-Mail über das aktuelle Geschehen aus der Gesundheitspolitik und der Medizin. Bestellen Sie den kostenfreien Newsletter des Deutschen Ärzteblattes.

Immer auf dem Laufenden sein, ohne Informationen hinterherzurennen: Newsletter Tagesaktuelle Nachrichten

Zur Anmeldung