Ausland

Homöopathieverbot: Überlegungen in Russland lösen Kritik aus

  • Mittwoch, 8. Februar 2017

Berlin – In Russland hat die Kommission zur „Bekämpfung von Pseudowissenschaften“ an der Russischen Akademie der Wissenschaften (RAW) gefordert, die Homöopathie aus staatlichen Kliniken zu entfernen und aus allen klinischen Leitlinien zu streichen. Es fehle an einer glaubwürdigen „theoretischen Begründung der unterstellten Wirkmecha­nis­men“ der Homöopathie, so die Kommission. Die Haltung hat Kritik in Russland und Deutschland ausgelöst.

Der Deutschen Welle zufolge wendete sich Akademiemitglied Wadim Zilow, Neuro­phy­sio­loge von der Moskauer Universität, gegen ein Komplettverbot der Homöopathie. Er sag­te, Homöopathie könne eine Existenzberechtigung haben und „in einigen Fällen effektiv“ sein, wie es heißt. Ähnlich äußerte sich demnach Gennadi Onischt­schen­ko. Er erklärte, es gebe in der Me­dizin vieles, was „nicht erklärbar“ sei. Onischtschenko war oberster Amtsarzt Russlands und bis Ende 2013 Leiter der „Föderalen russischen Behörde für den Schutz von Konsu­mentenrechten und das menschliche Wohlergehen“.

Der Deutsche Zentralverein homöopathischer Ärzte (DZVhÄ) bemängelte heute, dass die Patienten bei Diskussionen über die Homöopathie nicht zu Wort kämen und weit­geh­end außer Acht gelassen würden. „Studien aus der Versorgungsforschung zur Homöo­­pa­thie unter Praxisbedingungen zeigen klinisch relevante Verbesserungen von Symp­tomen, vergleichbar mit denen konventioneller Therapien. Jedoch wird von weni­ger Ne­ben­wir­kungen berichtet“, erklärte Cornelia Bajic, 1. Vorsitzende des DZVhÄ.

Die Versorgungsforschung untersuche konkret, welchen Nutzen Patienten von medizini­schen Interventionen unter realen Bedingungen im alltäglichen Medizinbetrieb haben. „Die Wirksamkeit der Homöopathie ist gut belegt“, sagte Bajic weiter, „auch wenn der genaue Wirkmechanismus homöopathischer Arzneien bisher wissenschaftlich nicht aufgeklärt ist, weitere Forschung ist wichtig und nötig.“

Die DZVhÄ weist in diesem Zusammenhang auf eine Studie der Wissenschaftlichen Ge­sellschaft für Homöopathie (WissHom) hin. Diese habe eine Vielzahl von positiven ran­domisierten kontrollierten Studien untersucht, die eine Wirksamkeit der Homöopathie gegenüber Placebo zeigten. Die Studie komme zu dem Ergebnis, dass eine zusammen­fassende Betrachtung der klini­schen Forschungsdaten einen therapeutischen Nutzen der homöopathi­sch­en Behand­lung hinreichend belege, heißt es vom Verband

Das russische Gesundheitsministerium, das nach dem Vorstoß der RAW eine Nutzenbe­wertung der Homöopathie angekündigt hat, sollte diese Studien und den WissHom-For­schungsbericht berücksichtigen, forderte der DZVhÄ. „Die Homöopathie zu verbieten, weil ihr Wirkmechanismus unbekannt ist, würde wissenschaftlich zu kurz greifen. Und es wäre ein herber Schlag gegen die Therapiefreiheit in Russland“, erklärte Bajic.

EB

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