Kenias Armee übernimmt im Ärztestreik medizinische Notversorgung
Nairobi – Wegen eines anhaltenden Streiks im Gesundheitssektor hat Kenias Regierung Militärärzte in öffentliche Krankenhäuser entsandt. Wie die Zeitung Daily Nation am letzten Freitag berichtet, übernahm die Armee ab Mittag die Versorgung von Notpatienten am Kenyatta National Hospital in der Hauptstadt Nairobi.
Das Kenyatta National Hospital ist das älteste Krankenhaus des Landes. Der Zeitung zufolge versehen mindestens zehn uniformierte Ärzte Dienst in der Notaufnahme, nachdem sich 290 Fachärzte kurz zuvor einem Gehaltsstreik angeschlossen hatten. „Wir wollen Leben retten”, wird Armeesprecher Paul Njuguna zitiert. Der Einsatz in Notfällen ist demnach Teil der weitreichenden Aufgaben von Kenias Verteidigungskräften (KDF).
Seit Sonntag liegt die Gesundheitsversorgung in dem ostafrikanischen Land wegen eines Streiks von Ärzten und Pflegern größtenteils lahm. Frauen mussten auf offener Straße gebären, OP-Patienten warten vergeblich auf die Wundversorgung. Am Montag suchte die Polizei in Nairobi nach mindestens 70 Patienten, die aus einer Psychiatrie ausgebrochen waren. In mehreren Kliniken verwesen Medienberichten zufolge Leichen in den Gängen.
Beobachter verurteilten die Untätigkeit der Regierung. Auch Kenias Bischöfe die Ärzte und Machthaber in Nairobi riefen am Mittwoch zu einer schnellen Bewältigung der Krise auf. „In einem Land mit einer funktionierenden Regierung können wir nicht zum Alltag übergehen, wenn sich Menschen selbst überlassen werden und sterben”, so der Vorsitzende der Kenianischen Bischofskonferenz, Bischof Philip Anyolo. Kein Projekt oder Vorhaben dürfe wichtiger sein als ein Menschenleben.
Die Ärzte streiken für höhere Löhne. Bereits 2013 hatten die Zuständigen einen Tarifvertrag unterzeichnet, der Ärzten und Pflegern eine Gehaltserhöhung um 300 Prozent zugesteht. Die kenianische Mediziner- und Apothekergewerkschaft besteht auf der sofortigen Umsetzung der Vereinbarung. Verhandlungen scheiterten.
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