Ausland

Kommission sieht Fehler beim Krisenmanagement in Ischgl

  • Montag, 12. Oktober 2020
Ronald Rohrer, Leiter der Expertenkommission /picture alliance, EXPA, APA, picturedesk.com
Ronald Rohrer, Leiter der Expertenkommission /picture alliance, EXPA, APA, picturedesk.com

Innsbruck – Beim umstrittenen Coronamanagement im österreichischen Ischgl sind nach Darstellung einer Expertenkommission schwere Fehler passiert. So sei der Betrieb der Skibusse und der Seilbahnen einen Tag später als erforderlich eingestellt worden, sagte der Kommissionsvorsitzende Ronald Rohrer heute in Innsbruck.

Die Verkündung der Quarantäne über das Paznauntal durch Bundeskanzler Sebastian Kurz am 13. März hätte aus Sicht der Experten besser vorbereitet werden müssen. Es ha­be panikartige Reaktionen bei den vielen ausländischen Gästen gegeben, die in Windes­eile versucht hätten, die Region zu verlassen.

Es habe an der sofortigen Information an die Touristen gefehlt, dass sie über das Wo­chen­ende „gestaffelt und kontrolliert“ abreisen sollten. Außerdem habe es keinen Eva­kuierungsplan gegeben, kritisierte Rohrer.

Für einen oft kolportierten Einfluss der Tourismus- und Seilbahnwirtschaft auf die Ent­scheidungen der Behörden gebe es keine Anhaltspunkte. Als positiv und angemessen wer­tete die Kommission, die anfängliche Reaktion der Behörden nach Bekanntwerden der ersten Fälle mit Bezug zu Ischgl um den 3. März.

Die Kommission hatte für den Bericht 53 Menschen befragt, darunter Betroffene, Vertre­ter der Seilbahn- und der Tourismuswirtschaft sowie Verantwortliche auf Bezirks-, Lan­des- und Bundesebene.

Der 1.600-Einwohner-Ort in Tirol gilt nicht zuletzt wegen der dortigen Feiern beim Après-Ski als einer der Hotspots bei der Verbreitung des Coronavirus in Teilen Europas. Auch viele deutsche Gäste steckten sich hier an.

Bei einem Verbraucherschutzverein, der die Interessen der Geschädigten vertreten will, haben sich inzwischen mehr als 6.000 Tirolurlauber aus 45 Staaten gemeldet. Tausende Coronainfektionen in Europa sollen auf Menschen, die in Tirol Urlaub gemacht haben, zurückzuführen sein.

Die Staatsanwaltschaft Innsbruck ermittelt gegen vier Verdächtige wegen vorsätzlicher oder fahrlässiger Gefährdung von Menschen durch übertragbare Krankheiten. Die Exper­tenkommission hatte nicht den Auftrag, strafrechtliche Ermittlungen vorzunehmen oder über Schadenersatzansprüche von Geschädigten zu entscheiden.

dpa

Diskutieren Sie mit:

Diskutieren Sie mit

Werden Sie Teil der Community des Deutschen Ärzteblattes und tauschen Sie sich mit unseren Autoren und anderen Lesern aus. Unser Kommentarbereich ist ausschließlich Ärztinnen und Ärzten vorbehalten.

Anmelden und Kommentar schreiben
Bitte beachten Sie unsere Richtlinien. Der Kommentarbereich wird von uns moderiert.

Es gibt noch keine Kommentare zu diesem Artikel.

Newsletter-Anmeldung

Informieren Sie sich täglich (montags bis freitags) per E-Mail über das aktuelle Geschehen aus der Gesundheitspolitik und der Medizin. Bestellen Sie den kostenfreien Newsletter des Deutschen Ärzteblattes.

Immer auf dem Laufenden sein, ohne Informationen hinterherzurennen: Newsletter Tagesaktuelle Nachrichten

Zur Anmeldung